Ein Besteck aus hellem Edelmetall ist ein Ausdruck verfeinerter Tischkultur, die sich über die Jahrhunderte entwickelt hat. Denn nicht immer wurde mit Messer und Gabel gespeist.
Es ist die gute alte Zeit, die wir heraufbeschwören, wenn wir an altes Tafelsilber denken. An opulente Gedecke mit eingravierten Monogrammen, an fein ziselierte Klingen und erlesene Gravuren, an raffiniert geprägte Fischgabeln und zierlich gearbeitete Kaffeelöffel. An die großen Gesellschaften gehobener Kreise, wo Erdbeergäbelchen und Punschlöffel, Austernmesser und Spargelzange, Fruchtlöffel und Eisschaber ihren selbstverständlichen Platz auf der Tafel fanden. Kurz, an jene Zeit um die Jahrhundertwende, als die bürgerliche Tischkultur ihre Blütezeit hatte und junge Mädchen ihr 24 Teile umfassendes Silberbesteck als Mitgift in die Ehe einbrachten. Dabei lag es noch gar nicht so lange zurück, dass das Hauptwerkzeug beim Essen die eigenen Finger waren. Noch im 13. Jahrhundert empfiehlt ein Werk unter dem Titel „Des Tannhäusers Hofzucht“ die penible Reinigung der Hände, damit der Griff ins Essen möglichst hygienisch erfolge.
Doch bereits ein paar Jahrhunderte später, als mit der Kolonialisierung Amerikas die Ausbeutung der Silberminen begann, entdeckte der Adel das Besteck als Prestigeobjekt. In kostbaren Etuis trug man das eigene Messer bei sich, aus Gold oder Silber, verziert mit Griffen aus Elfenbein, geschmückt mit Allegorien und Fabelwesen.
Die üppigen Bankette der Renaissance, die überbordenden Gastmahle barocker Fürsten, sie alle prunkten mit funkelnden, schweren Silberbestecken, hergestellt von Schmieden der größten Silbermetropolen Europas, von denen das deutsche Augsburg eine der wichtigsten war. Dabei war die Gabel lange Zeit das Stiefkind der Besteckkultur. Denn mit ihren zwei, drei, zuletzt vier Zinken war sie für die Kirchenoberen ein Instrument des Teufels, und so musste schon eine Katharina de Medici kommen, um das Essgerät als praktische Alternative zum spitzen Messer hoffähig zu machen. Als dann mit dem Zeitalter der Industrialisierung und der Erfindung versilberter Metalle die Massenproduktion ganzer Besteckgarnituren einsetzte, begann das Bürgertum die Tischsitten des Adels zu imitieren. Das heute noch benutzte Besteck, bestehend aus Messer, Gabel und Löffel, trat seinen Siegeszug auf den bürgerlichen Tischen Europas an.
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Tatsächlich handelt es sich beim echten „Tafelsilber“ um eine Legierung mit einem anderen Metall, meist Kupfer. Denn reines Silber ist zu weich und bedarf eines Härters. Der Feingehalt des Edelmetalls in der Legierung wird in Promille angegeben; in Deutschland sind dies seit dem Reichsgesetz von 1884 800 auf 1000 Teile, in England 925 auf 1000. Wer überprüfen will, ob es sich beim häuslichen Besteck um echtes Tafelsilber handelt, kann sich am Stempel orientieren, der mit der Zahl 800 (oder darüber) den Silbergehalt beschreibt; außerdem sollte die Herstellermarke mit Initialen bezeichnet sein. Ist zusätzlich ein Hahn oder das Profil der Göttin Minerva auf dem Silber eingraviert, kann man sich freuen, denn dann handelt es sich um altes Besteck von hohem Sammlerwert. Silberbesteck sollte lichtgeschützt in einem verschlossenen Besteckkasten aufbewahrt werden, damit es nicht anläuft. Ist es dennoch schwarz geworden, so ist die einfachste Methode, es mit Alufolie zu reinigen. Einfach ein Stück Alufolie in heißes Wasser geben, ein paar Löffel Kochsalz zufügen und das Silber in die Lösung legen. Die unschöne schwarze Kruste ist im Nu verschwunden!