Brunnenkresse gilt laut einer US-Studie als das gesündeste Gemüse der Welt. Das mag überraschen, denn im Alltag spielt die Wasserpflanze kaum eine Rolle. Doch ihre Nährstoffdichte, ihr Geschmack und ihre vielseitige Verwendung machen sie zu einem Lebensmittel, das mehr Aufmerksamkeit verdient.
Im Mittelpunkt des aktuellen Interesses steht eine Untersuchung der William Paterson University in New Jersey. Die Wissenschaftler analysierten den Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen verschiedener Pflanzen und setzten ihn ins Verhältnis zum Energiegehalt. Daraus entstand ein Nährstoffdichte-Score, bei dem Brunnenkresse mit 100 Punkten die Spitzenposition belegte. Auf den nächsten Plätzen folgen Chinakohl, Mangold und Rote Bete-Blätter. Bekannte Sorten wie Spinat oder Brokkoli schneiden ebenfalls gut ab, erreichen aber nicht die Höchstwerte.
Studie mit klarer Botschaft
Die Methodik ist eindeutig: Bewertet wurden nur die Nährstoffe, die nach gängigen Ernährungsempfehlungen besonders wichtig sind, darunter Vitamin A, C, E, K, B-Vitamine sowie Mineralstoffe wie Kalzium, Eisen oder Kalium. Lebensmittel, die viele dieser Stoffe in hoher Konzentration bei gleichzeitig niedrigem Kaloriengehalt enthalten, erhielten eine besonders hohe Punktzahl.
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Nährstoffreich und kalorienarm
Brunnenkresse zeichnet sich durch ein außergewöhnliches Profil aus. Sie enthält große Mengen an Vitamin K, das für die Blutgerinnung und den Knochenstoffwechsel wichtig ist. Auch Vitamin C ist reichlich vorhanden, ebenso wie Vitamin A in Form von Beta-Carotin. Hinzu kommen Eisen, Kalzium und Folsäure. Mit nur rund 20 Kilokalorien pro 100 Gramm ist das Gemüse zudem extrem kalorienarm.
Besonders interessant sind sekundäre Pflanzenstoffe wie Senfölglykoside. Sie geben der Brunnenkresse nicht nur ihren leicht scharfen Geschmack, sondern werden auch mit antimikrobiellen und entzündungshemmenden Eigenschaften in Verbindung gebracht. In der traditionellen Pflanzenheilkunde wurde die Pflanze deshalb bei Erkältungen oder Verdauungsbeschwerden eingesetzt.
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Alte Pflanze, neuer Trend
Historisch war Brunnenkresse in Mitteleuropa weit verbreitet. Sie wurde in feuchten Bachläufen oder eigens angelegten Wassergräben kultiviert und galt als vitaminreiche Ergänzung in den Wintermonaten. Mit der Industrialisierung der Landwirtschaft und der Verlagerung des Gemüseanbaus in große Gewächshausflächen verschwand sie jedoch zunehmend aus dem Alltag.
Heute erlebt Brunnenkresse eine gewisse Renaissance. In Großbritannien etwa wird sie gezielt angebaut und findet regelmäßig den Weg auf den Speiseplan. Auch in Deutschland wächst das Interesse, doch im Handel ist sie nach wie vor selten zu finden. Frische Brunnenkresse wird oft nur in Bio-Märkten oder auf Wochenmärkten angeboten, während sie in Supermärkten eher die Ausnahme darstellt.
Verwendung in der Küche
Geschmacklich erinnert Brunnenkresse an Rucola oder Kresse, ist jedoch milder und gleichzeitig aromatisch. In der Küche lässt sie sich vielseitig einsetzen: klassisch als Zutat für Salate, auf Sandwiches oder in Kräuterquark, aber auch in warmen Gerichten wie Suppen oder Pestos. Da viele Vitamine hitzeempfindlich sind, empfiehlt sich ein möglichst roher Verzehr.
Wer experimentierfreudig ist, kann Brunnenkresse auch in grüne Smoothies oder Säfte integrieren. Ihre frische Schärfe bringt Abwechslung und ergänzt andere Gemüse- und Obstsorten. In der gehobenen Gastronomie gilt sie schon länger als Geheimtipp, um Speisen geschmacklich wie optisch aufzuwerten.
Eigenanbau als Alternative
Da Brunnenkresse im Handel nur begrenzt verfügbar ist, kann der Eigenanbau eine Lösung sein. Die Pflanze wächst bevorzugt in fließendem, sauberem Wasser, gedeiht aber auch in feuchter Erde auf dem Balkon oder im Garten. Wichtig ist ein schattiger Standort und eine gleichmäßige Bewässerung. Wer die Pflanze regelmäßig schneidet, fördert ihr Wachstum und hat über einen längeren Zeitraum frische Blätter zur Verfügung.
Allerdings ist Vorsicht geboten: Wild wachsende Brunnenkresse sollte nicht unbedarft gesammelt werden, da sie mit Parasiten oder Schadstoffen belastet sein kann. Sicherer ist der Anbau im eigenen Haushalt oder der Kauf aus kontrollierter Produktion.
