Jeder kann ein Orangenbäumchen aufziehen, ob nun im Garten, auf der Terrasse, in einem Wintergarten oder in der Wohnung.
Wobei sich das Kultivieren im letzteren Falle am schwierigsten gestaltet, da die Südpflanzen absolut gerne auch manchmal Frischluft und etwas Regen um die Blätter haben und in knochentrocken geheizten Innenräumen Schädlinge anziehen wie das Licht die Motten.
Der Erfolg in Aufzucht und Pflege hängt vor allem von der Wahl der optimalen Sorte ab. Es gibt etwa 5.000 Arten von Zitrusfrüchten, aber jene für den Heimbedarf sollten in jedem Fall veredelt sein. Da gibt es robustere Einsteiger-lnnenraumsorten wie die Calamondin-Orangen. Auch Kumquats, diese kokonförmigen Zwergorangen, die man mit der Schale verzehrt, gehören neben manchen Mandarinensorten zu den pflegeleichteren Gewächsen. Spezialisten wollen jedoch Sorten wie „Buddhas Hand“, eine bizarre Zitrone in Fingerform. In Florenz, in den Boboli-Gärten und der Villa Castello, ist es übrigens möglich, sämtliche Arten historischer Zitrusfrüchte zu studieren.
Wer Zitronen ernten möchte oder gar aromatische Limetten für die nächsten hausgemachten Caipirinhas, braucht eine Terrasse oder noch besser einen Wintergarten, wo die Pflanzen als Bäumchen oder Spalierpflanzen im Kübel gerne bei niedrigen Temperaturen (zwischen 5 und 10 Grad, manche wie die Zitronatzitrone zwischen 12 und 18 Grad) und viel Helligkeit optimal überwintern — empfindsame Früchtchen tun das von Ende September bis Mitte Mai. Die Zeit, da diese Bäume den Grünraum schmücken, ist also sehr kurz. Denn eines ist klar, alle sonnenverwöhnten Südländer mögen Frost so gar nicht. Da kann es aber sein, dass Kübelpflanzen, deren Erde viel schneller friert, eher das Zeitliche segnen als direkt ins Freie gesetzte Pflanzen.
Aber mit dem richtigen Standplatz – sonnig und windgeschützt —, und das erst ab dem vierten Jahr nach der Veredelung, kriegt man einige frostbeständige Sorten durch den hiesigen Winter. Das wäre vor allem die gesamte Sippe der dreiblättrigen Orange (Poncirus triloliata). Und wieder hat die Sache einen kleinen Haken: Genießbar sind die Früchte jener Sorte nicht, dafür überleben sie in Schönheit und erfreuen mit ihrem Anblick und Duft Auge und Seele.
Mediterrane Pflanzen mögen auch nicht zu viel Liebe in Form von Gießwasser, da geht es ihnen wie dem Olivenbaum. So genannte Staunässe im Blumentopf ist ein absolutes Don’t, denn sie lässt die Wurzeln verfaulen. Zitruserde, erhältlich im Fachhandel, ist die Lösung für optimalen Wuchs.
So sonnenhungrig die Mediterranen auch sind, sie gewöhnen sich nach der Winterpause nur nach und nach an die pralle Sonne. Besser ist, sie langsam zu
Beginn der Saison aus dem Halbschatten ins Licht zu rücken, sonst gibt’s braune Blätter.
Exotik im Garten kann aber auch bis zur chinesischen Stachelbeere gehen, die jetzt auf den Namen Kiwi hört. Seit den 1970er-Jahren wird sie vereinzelt in heimischen Gefilden angebaut und fühlt sich dort besonders wohl, wo auch ein optimales Weinklima herrscht. Erntezeit ist von Anfang Oktober bis November, bei den Zitronenartigen übrigens von November bis Februar. Mit den Zitronenfrüchten gemeinsam ist der Kiwi, dass sie bestäubt werden muss, um Früchte zu bekommen. Die Kiwi braucht also einen Bestäubungspartner, da gibt es eine weibliche und eine männliche Pflanze, und wenn die Früchtchen sich nicht austauschen, dann bleibt die Ernte — auf der weiblichen Kiwi —— aus. Unbefruchtete Oliven werden kaum erbsengroß, deshalb sollte man zwei Exemplare der gleichen Art zusammenbringen. Pflanzlichen Sex haben sie dann allein miteinander — im Falle der Zitruspflanzen wiederum kann mit einem Pinsel, mit dem man den Blütenstaub weiterträgt, quasi nachgeholfen werden.