Große Menüs zu Weihnachten und brechend volle Büfetts zu Silvester? Alles gut und schön, aber wozu sich den Stress antun, wenn man es lecker und locker zugleich haben kann. Clevere Genießer lassen die Gans leben und den Karpfen im Teich. Und brutzeln einfach mit ihren Lieben das Festmahl im Fondue-Topf. Das füllt nicht nur hungrige Mägen, sondern macht obendrein Spaß und ist so richtig schön gesellig.
Ebenso wichtig wie das Zubereiten und Genießen ist den Schweizern der Brauch, mit dem der Fondue-Abend garantiert unterhaltsam und gesellig wird: Wer während des Eintunkens in den geschmolzenen Käse sein Brotstück verliert, muss eine bestimmte Aufgabe erfüllen. Und da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt: ein Lied singen, ein Gedicht rezitieren, einen Witz erzählen oder andere Auflagen bringen Leben in die Tischrunde. Zu Recht trug eine große Werbekampagne der 70er- und 80er-Jahre in der Schweiz den Namen: „FIGUGEGL“. Dieses zungenbrecherische Kürzel steht für „Fondue Isch Guet Und Git E Gueti Luune“. Zu Deutsch heißt das schlicht: „Fondue ist gut und gibt gute Laune.“ Wie wahr! Eben darum setzt sich das traditionelle Gericht auch bei uns als feste kulinarische Größe durch.
Kurzum: Ein Fondue-Essen ist eine abendfüllende, gesellige Sache, die Genuss mit Kommunikation und Spaß verbindet. Ein bisschen Arbeit fällt natürlich an, denn alles muss vorbereitet werden. Aber das ist relativ schnell erledigt. Und stehen alle Zutaten erst mal auf der Festtags-Tafel, können Sie sich ganz entspannt zurücklehnen. Schöner Nebeneffekt übrigens für alle, die in Sachen Kochen eher zwei linke Hände haben: Fondues sind auch für Ungeübte kinderleicht vorzubereiten und machen trotzdem eine Menge her.
Kein Wunder also, dass Fondue als Festtags-Schmaus an Beliebtheit zunimmt. Dabei war dieses Gericht einst eine reine Notlösung. Vor Jahrhunderten erfanden es Schweizer Senner, die auf den Almen wenig Vorräte zur Verfügung hatten. Weitgehend von der Umwelt abgeschnitten, hatte man hauptsächlich Brot und Käse, um seinen Hunger zu stillen. Und genau daraus entstand das Ur-Fondue, für die Schweizer bis auf den heutigen Tag der Klassiker: das Käse-Fondue. Im Alpenland ist es ein Nationalgericht, das vor rund 60 Jahren erst durch die Armee unters Volk gebracht wurde. Denn auch die Männer der Armee behalfen sich mit dem ebenso köstlichen wie einfachen Gericht, wenn der Magen knurrte. Und brachten es vom Militärdienst mit nach Hause, wo die Zubereitung heute noch überwiegend Männersache ist, wie bei uns das Grillen. Wahrscheinlich auch einfach deswegen, weil es eine Art „Lagerfeuer am Tisch“ ist.
Inzwischen wandert unter dem Namen Fondue keineswegs nur der Klassiker mit Käse in die Caquelons (die typischen Fondue-Töpfe). Zwar heißt „Fondue“ so viel wie „Geschmolzenes“, durchgesetzt hat sich aber vor allem auch das Fleischfondue, bei dem vorzugsweise feines Filet verwendet wird. Je nach Geschmack und Geldbeutel lieben viele es nur mit edlem Rinderfilet, andere nehmen zudem gern Schweine-, Lamm- oder Hähnchenbrustfilet. Man kann auch mehrere Fleischsorten mischen. Normalerweise spießt man diese Köstlichkeiten auf und lässt sie in siedendem Fett braun brutzeln.
Anders beim „Fondue Chinoise“, bei dem Fleisch und Geflügel, mundgerecht geschnitten, in kleinen Sieben in der köchelnden Brühe garen. Auf japanische Art taucht man zuvor blanchierte Gemüsestückchen erst in einen flüssigen Teig und frittiert sie dann in würzigem Sesamöl. Dazu reicht man einfach scharfe Chilisauce und Reis.
Nimmt man für Fondue Weißwein statt Brühe, heißt es „Fondue Bacchus“. Andere interessante Varianten sind Fondues mit Meeresfrüchten, Fisch oder rein vegetarisch mit Gemüse. Für festliche Anlässe wie Weihnachten und Silvester kann man auch kombinieren: Wie wäre es mit je einem Fleisch- und einem Fisch-Fondue? Dazu benötigt man natürlich mindestens zwei Fondue-Sets, die je nach Gästezahl ausreichend groß sind und genügend Spezial-Gäbelchen für alle Mit-Esser enthalten. Wer nicht gleich so tief in die Tasche greifen und alles neu kaufen will, fragt einfach im Freundeskreis, wer ein Set mitbringen kann.
Übrigens: Selbst vor Süßem macht das Fondue-Fieber bei echten Fans nicht halt: Als Nonplusultra bei kleinen und großen Naschkatzen gilt das Schokoladen-Fondue, bei dem man frische Früchte oder Kekse in geschmolzene Schokolade taucht.