Von April bis Juni kann man Waldmeister, auch Maikraut genannt, in feuchten, schattigen Mischwäldern entdecken. Nur er verleiht der klassischen Maibowle ihr typisches Aroma. Man kann aber noch soviel mehr aus ihm machen.
Für den besonderen Geschmack und auch die Wirkung des Waldkrauts ist der Inhaltsstoff Cumarin verantwortlich: In kleinen Mengen (!) soll er leicht anregend wirken und sogar gegen Kopfschmerzen helfen. Doch zu viel des Guten darf es keinesfalls sein, dann kehrt sich die Wirkung um, und es drohen heftige Kopfschmerzen und Übelkeit.
Der typische Duft des Waldmeisters ist erst mal verborgen – er entsteht erst, wenn man die Blätter zerreibt, welken lässt oder sie für 30 Minuten ins Tiefkühlfach steckt.
Wichtig ist nur: Der Waldmeister sollte vor der Blüte gesammelt werden!
Klassisch finden wir ihn in der Maibowle, als Geschmacksgeber für Wackelpudding oder „Berliner Weiße grün“ (obergäriges Bier mit einem Schuss Waldmeistersirup).
Sehr gut passt Waldmeistersirup zu Erdbeeren, Rhabarber und Vanille. Quietschgrüne Fertigprodukte wie Sirup oder Pudding enthalten allerdings neben grüner Farbe (natürliche Waldmeisterauszüge sind höchstens hellgrün) meist Waldmeisteraroma aus dem Labor, sind damit aber auch für Kinder geeignet.
Hier 3 klassische Waldmeister-Rezepte:
Waldmeister-Bowle
Zutaten für 16 Gläser: 1 Bund Waldmeister, 2 Flaschen gut gekühlter Weißwein (à 0,75 l), 100 g Zucker, 1 Bio-Limette, 1 Flasche gut gekühlter Sekt (0,751)
Zubereitung: Den Waldmeister waschen, trocken schütteln, an den Stielen zusammenbinden und über Nacht kopfüber antrocknen lassen. Am nächsten Tag 1 Flasche Wein in ein Bowlegefäß gießen, den Zucker darin auflösen. Limette waschen und in Scheiben geschnitten zugeben. Den Waldmeister kopfüber nur mit den Blättern in den Wein hängen und ca. 30 Min. ziehen lassen, dann entfernen. Anschließend den Bowlenansatz mit restlichem kaltem Wein und Sekt aufgießen. Nach Belieben mit Waldmeister und Eiswürfeln sofort servieren.
Pro Glas ca. 140 kcal, Zubereitungszeit (ohne Ziehzeit) ca. 10 Min., Wartezeit ca. 12 Std.
Waldmeistergelee
Zutaten für 4 Personen: 1 Bund Waldmeister (leicht angetrocknet), 12 Weißwein, je 4 EL Zucker und Wasser, 4 EL grüner Melonenlikör Midori), 8 Blatt eingeweichte weiße Gelatine, 8 Portionsförmchen à 1/8 l.
Zubereitung: Den Waldmeister im Weißwein ziehen lassen. Zucker und Wasser unter Rühren erhitzen. Mandellikör zugeben. Eingeweichte weiße Gelatine darin auflösen. Waldmeister aus dem Weißwein herausnehmen, einige Blättchen auf Portionsförmchen verteilen. Wein und Gelatine mischen, verrühren, zugeben, über Nacht kalt stellen, stürzen.
Waldmeistertorte
Zutaten:
- 4 Eier
- 150 g Zucker
- 1 Päckchen Vanillezucker
- 150 g Mehl
- 1 TL Backpulver
- 1 Prise Salz
- 500 ml Sahne
- 2 Päckchen Sahnesteif
- 3-4 EL Waldmeistersirup
- 1-2 Tropfen grüne Lebensmittelfarbe (optional)
- Waldmeisterblätter oder Deko nach Belieben
Zubereitung:
- Den Backofen auf 180°C (Umluft) vorheizen. Eine Springform (26 cm Durchmesser) mit Backpapier auslegen.
- Die Eier, Zucker und Vanillezucker in einer Schüssel schaumig schlagen.
- Mehl, Backpulver und Salz vermischen und über die Eimasse sieben. Alles vorsichtig zu einem glatten Teig verrühren.
- Den Teig in die vorbereitete Springform geben und gleichmäßig verteilen. Im vorgeheizten Ofen etwa 25-30 Minuten backen, bis der Teig goldbraun ist. Anschließend auskühlen lassen.
- Die Sahne mit Sahnesteif steif schlagen. Den Waldmeistersirup (und bei Bedarf die grüne Lebensmittelfarbe) hinzufügen und vorsichtig unterheben.
- Den abgekühlten Tortenboden horizontal halbieren, so dass zwei Böden entstehen. Den unteren Boden auf eine Tortenplatte legen.
- Die Waldmeistersahne auf den unteren Boden streichen und glatt streichen. Den oberen Boden darauflegen.
- Die Torte rundum mit der restlichen Sahne bestreichen und nach Belieben mit Waldmeisterblättern oder anderer Dekoration garnieren.
- Die Waldmeistertorte für mindestens 2 Stunden in den Kühlschrank stellen, damit sie gut durchkühlt und die Aromen sich entfalten können.
- Vor dem Servieren die Torte in Stücke schneiden und genießen.
Bei der Verwendung von Waldmeisterblättern als Dekoration darauf achten, dass sie vorher einige Stunden anwelken, um den Stoffwechselinhibitor Cumarin abzubauen und die Torte nicht bitter zu machen.
Weitere Waldmeister-Rezepte:
Auf den Spuren des Waldmeisters: Eine geheimnisvolle Suche in den Wäldern
Das Sammeln von Waldmeister birgt eine mysteriöse Atmosphäre: Tief im Wald wandert man auf der Suche nach diesem begehrten Kraut. Wenn man endlich fündig wird, scheinen die kleinen, aber leuchtend weißen Blüten wie Sterne einen herzlich willkommen zu heißen.
Der „Waldmännlein“ (Galium odoratum) findet seine Heimat in krautreichen Buchen- oder Laubmischwäldern. Im Frühjahr sprießen zarte, vierkantige Stängel aus dem Wurzelstock, an deren Ende im Mai die schneeweißen glockig-sternförmigen Blüten erblühen. Der Duft der frischen Pflanze mag weniger intensiv sein als erwartet, aber zur Blütezeit ist er dennoch unverkennbar. Für das Ansetzen einer Bowle oder Limonade reicht bereits ein gutes Bund Waldmeister.
Nach der Rückkehr nach Hause werden die Stiele unter fließendem Wasser gewaschen und vorsichtig mit Küchenpapier getrocknet. Anschließend werden sie in ein Glas ohne Wasser gestellt. Erst mit dem Trocknen entfaltet sich der charakteristische Duft nach frischem Heu, der für den besonderen Geschmack in der Bowle verantwortlich ist.
Als Gartenbesitzer können Sie auch problemlos Waldmeister in Ihrem Garten anbauen. Es ist ratsam, einige Jungpflanzen zu setzen, da die Vermehrung aus Samen zeitaufwendig sein kann. Achten Sie darauf, dass die Pflanzen in der Anfangszeit nicht zu trocken stehen, später kommen sie gut alleine zurecht. Alternativ können Sie das aromatische Kraut auch auf dem Wochenmarkt erwerben. Dort wird es nun auch frisch angeboten. Die Suche nach dieser anmutigen Waldelfe, die gerade einen ihrer schicken Waldmeister-Blatthüte pflückt, lohnt sich allemal – auch wenn der Weg manchmal wie ein Spaziergang erscheint.