Skip to content
Startseite » Diabetiker – Wie Bewegung Beschwerden lindert

Diabetiker – Wie Bewegung Beschwerden lindert

Sport ist wichtig, ganz besonders für Diabetiker. Für sie ist körperliche Betätigung nicht nur gesund, sondern eine wichtige Säule der Therapie. Regelmäßige Bewegung beeinflusst die Zuckerkrankheit positiv und beugt möglichen Folgen der Zivilisationskrankheit wie etwa Herzinfarkt oder Schlaganfall vor.

Obendrein lässt sie überflüssige Pfunde purzeln, mit denen viele der vier Millionen Diabetiker in Deutschland zu kämpfen haben. Dennoch hat ein Großteil der Betroffenen wenig Sinn für sportliche Betätigung. Dabei hätten viele von ihnen die Chance, ihre Krankheit durch Bewegung und eine gesunde Ernährung in den Griff zu bekommen.

Das gelingt Eva Brockmeyer vom Diabetikergesprächskreis Bielefeld sehr gut. Die ehemalige Sportlehrerin ist seit35 Jahren Diabetikerin. Regelmäßige Bewegung – mindestens dreimal pro Woche – ist ein selbstverständlicher Teil ihres Lebens, der ihre Blutzuckerwerte positiv beeinflusst. Die 54-Jährige fährt Fahrrad, geht schwimmen und nutzt auch sonst jede Gelegenheit, um sich zu bewegen. „Ich kann mein Gewicht besser halten, wenn ich Sport treibe“, sagt sie. Allerdings müsse sie vor dem Training ihren Blutzuckerwert kontrollieren. Ist dieser zu niedrig, muss sie etwas essen oder ganz auf den Sport verzichten. „Ich spritze mich weniger oder ich esse mehr, wenn ich weiß, dass ich mich bewegen will“, berichtet Brockmeyer. Ansonsten drohe die Gefahr einer Unterzuckerung. Auch unterwegs messe sie noch einmal ihre Werte und habe für den Notfall stets einen Müsliriegel oder Obst dabei. Die Pädagogin rät vor allem älteren Diabetikern, sich zur Bewegung zu überwinden. Dies könne auch der regelmäßige Weg zum Einkaufen oder das Treppensteigen sein, das dem Fahrstuhl vorgezogen wird. Wichtig ist für sie – auch aus Sicherheitsgründen – nie allein Sport zu treiben. Bundesweit gibt es mittlerweile einige Sportvereine mit Abteilungen speziell für Zuckerkranke. Einer davon ist der BVSV Rosenheim, dessen Diabetiker-Sportgruppe von Detlef Paderhuber geleitet wird. Er ist selbst von der Krankheit betroffen und hat sich in Lehrgängen das nötige Wissen zum Thema Diabetiker-Sport angeeignet. Allerdings hat es der Übungsleiter schwer, Interessenten zu gewinnen.

Gerade mal zehn größtenteils ältere Mitglieder zählt sein Kurs. „Viele Diabetiker sind nicht gerade schlank und haben nichts mit Sport am Hut“, berichtet er. Die Hemmschwelle, mit 60 noch mit Sport zu beginnen, sei sehr hoch. „Wenn sie aber erst mal da sind, sehen sie, dass wir keinen Hochleistungssport machen. Dann werden sie warm und bleiben“, hat Paderhuber beobachtet. Zu seinem Repertoire gehören einmal wöchentlich eine Stunde leichte Gymnastik, Stretching, Entspannung und leichte, ruhige Spiele. Die Blutzucker-Messung vor und nach dem Training seiner Schützlinge ist für den Übungsleiter ebenso selbstverständlich wie die Blutdruckmessung. „Man muss die Leute kennen“, sagt Paderhuber, der sich zu Beginn von jedem Mitglied die ärztlichen Unterlagen inklusive eines Belastungs-EKGs geben ließ. Auch die Berliner Diabetologin Brigitte Bottermann empfiehlt allen Betroffenen, die mit Sport beginnen wollen, vorher unbedingt ihren Arzt zu konsultieren. „Sie müssen körperlich dazu in der Lage sein“, sagt die Fachärztin für Innere Medizin. Ob und welchen Sport ein Diabetiker ausüben kann, hänge auch von den Begleiterkrankungen ab. Generell sei leichte Bewegung für Zuckerkranke gut, weil sie ihren Stoffwechsel verbessere, den Insulinbedarf verringere, den Kreislauf in Schwung bringe und natürlich auch das Gewicht reduziere. Beim Sport sollten sie für die Kontrolle vor und nach dem Training ein Blutzucker-Messgerät mit Teststreifen sowie für den Fall einer Unterzuckerung Traubenzucker oder einen süßen Saft dabei haben, rät die Medizinerin. „Sie sollten vorher wissen, welchen Sport sie wie lange machen wollen“, sagt Bottermann. Davon sei unter anderem die Insulinzufuhr abhängig. Diese müsse vor dem Sport reduziert werden, um eine Unterzuckerung zu vermeiden. Die Änderung der Dosis sollte in jedem Fall mit dem Arzt besprochen werden, empfiehlt die Diabetologin. Für Zuckerkranke geeignete und gelenkschonende Sportarten seien unter anderem Nordic Walking, Powerwalking, Aqua-Jogging und Radfahren. Dabei werde der Organismus gleichmäßig und nicht zu stark belastet. Ältere Betroffenen könnten ihrem Körper schon mit regelmäßigen Spaziergängen etwas Gutes tun.

Die Medizinerin warnt Diabetiker vor Sportarten, bei denen sie im Falle eines Zwischenfalles sich und andere in Gefahr bringen können. Dazu gehörten unter anderem Surfen, Segelfliegen und Bergsteigen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.