Etwa fünf Millionen Deutsche ernähren sich vegetarisch oder sogar vegan, weil sie nicht für den Tod eines Tieres verantwortlich sein und sich gesund ernähren wollen. Doch es gibt auch viele Menschen – darunter Ärzte und Ernährungsexperten, die bezweifeln, dass eine fleischlose Ernährung die Gesundheit fördert und warnen vor einer Mangelernährung.
Nun tobt eine hitzige Debatte, die teilweise häufiger mit emotionalen als rationalen Argumenten geführt wird. Doch was stimmt nun?
Wir haben verschiedene Studien ausgewertet und folgendes herausgefunden:
Sie leben wahrscheinlich länger
Das Deutsche Krebsforschungszentrum hat 21 Jahre lang etwa 1.900 Vegetarier begleitet und untersucht. Das Ergebnis: Im Vergleich zur Normalbevölkerung waren die Todesfälle in dem untersuchten Zeitraum bei den vegetarischen Teilnehmern signifikant niedriger. Bei Männern sank die Sterberate sogar um 50 Prozent. Allerdings fassten die Wissenschaftler der Studie den Begriff Vegetarier sehr weit: Auch Menschen, die sehr selten Fleisch aßen, befanden sich unter den Teilnehmern – als „moderate Vegetarier“.
Das Risiko für Herzerkrankungen sinkt
Das legt eine Untersuchung nahe, die im Fachblatt „Jama Internal Medicine“ veröffentlicht wurde. Etwa 70.000 Siebenten-Tags-Adventisten aus den USA nahmen daran teil.
Die Vegetarier unter ihnen hatten im Vergleich zu Fleischessern eine um zwölf Prozent geringere Sterblichkeit. Das führten die Wissenschaftler vor allem auf die geringere Häufigkeit von Herzerkrankungen bei Vegetariern zurück.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommen die Mediziner der Universität Oxford in der sogenannten EPIC-Studie zur Gesundheit von Vegetariern. An der Studie haben über 40.000 Personen teilgenommen, darunter ein Drittel Vegetarier. Die Ärzte fanden dabei unter anderem heraus, dass diese weniger häufig einen Herzinfarkt erlitten.
Das könnte daran liegen, dass die teilnehmenden Vegetarier niedrigere Blutfette und Cholesterinwerte aufwiesen. Durch den Fleischverzicht nehmen Vegetarier weniger ungesunde gesättigte Fettsäuren zu sich – die im Verdacht stehen, das Risiko für Herzerkrankungen zu erhöhen.
Ihnen droht ein Vitamin B12- und ein Eisenmangel
Vegetarier haben durchschnittlich gesehen einen kleineren Eisenvorrat als Fleischesser. Das liegt daran, dass unser Körper tierisches Eisen besser verwerten kann. Vegetarier können dem entgegenwirken, indem sie eisenhaltige pflanzliche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte zusammen mit Vitamin C aufnehmen.
Wichtig zu wissen ist, dass Vitamin B12 in nennenswerten Mengen nur in tierischen Produkten vorkommt. Zwar kann unser Körper Vitamin B12 mehrere Jahre speichern – jedoch leiden viele Vegetarier (darunter vor allem Veganer) an einem Vitamin B12-Mangel.
Das zeigte eine Studie der University of Sydney: Ein stark ausgeprägter Vitamin B12-Mangel kann zu Müdigkeit und zu Verletzungen der Schleimhäute führen. Milchprodukte können einem Vitamin B12-Mangel entgegenwirken.
Sie könnten abnehmen
Obwohl Vegetarier auch Kuchen und Schokolade essen, leiden sie laut einer Meta-Analyse der Harvard T.H. Chan School of Public Health offenbar seltener an Übergewicht als Fleischesser. Das könnte laut Experten aber weniger am Fleischverzicht als daran liegen, dass Vegetarier allgemein gesundheitsbewusster leben und mehr auf ihr Gewicht achten.
Sie senken das Krebsrisiko
Mehrere Studien legen nahe, dass rotes Fleisch das Risiko für bestimmte Krebsarten wie Brustkrebs erhöht. Vor einigen Jahren brachten außerdem Mediziner von der Harvard Medical School in zwei großen Studien einen erhöhten Verzehr von rotem Fleisch mit einem erhöhtem Risiko für Prostatakrebs und Darmkrebs in Verbindung.
Allerdings geben viele Experten bei den Studien zu bedenken, dass das positive Abschneiden der Vegetarier auch darin liegen könnte, dass diese häufiger allgemein einen gesunderen Lebensstil an den Tag legen würden. Möglicherweise neigten beispielsweise die Vegetarier in den Studien auch weniger zu ungesunden Verhaltensweisen wie Rauchen.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung kann eine fleischlose Ernährung mit Milchprodukten und Eiern als Dauerkost empfehlen. Wenn Vegetarier bewusst einem Mangel an Eisen oder Vitamin B12 entgegensteuern, ist eine fleischlose Ernährung unbedenklich.
Auch der Verzehr von Fleisch ist an sich nicht ungesund – nur essen die Deutschen im Durchschnitt viel zu viel davon. Die DGE empfiehlt etwa 300 bis 600 Gramm pro Woche – tatsächlich verzehren die deutschen Männer im Durchschnitt etwa 1000 Gramm pro Woche und auch viele Frauen essen mehr Fleisch als empfohlen.