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Warum machen Chips süchtig?

Es ist wie verhext: Wenn wir eine Chipstüte öffnen, sind alle guten Vorsätze schnell vergessen. Nur selten gelingt es uns, der Versuchung zu widerstehen und nur einen kleinen Teil der salzigen, fettigen Knabbereien zu verzehren. Meist essen wir den ganzen Inhalt auf einmal auf. Und auch im Supermarkt fällt es vielen Menschen schwer, an den Regalen mit den Knabbersachen vorbeizugehen, ohne etwas davon in den Einkaufswagen zu legen.

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Aber warum? Weshalb ist es so schwierig für uns, auf Chips und Erdnussflips zu verzichten oder sie wenigsten zu rationieren? Schließlich wissen wir doch, wie kalorienhaltig und ungesund der Knabberkram eigentlich ist.

Ein Grund dafür könnte der in uns biologisch tief verankerte Hunger nach Salz sein: „Dieser Appetit ist mit dem Durst auf Wasser vergleichbar“, erklärt Wolfgang Liedtke, Neurobiologe an der amerikanischen Duke University in Durham. Die Lust am Salzgeschmack sei instinktiv und entwickelte sich schon vor mehr als 100 Millionen Jahren. Und das hat einen einfachen Grund: Salz ist für den Organismus von Mensch und Tier lebensnotwendig. Aber in der Natur ist Salz – außer am Meer – nicht immer zu finden.

Schon früh entwickelte sich daher im Gehirn unserer Vorfahren ein Schaltkreis, der dafür sorgte, dass sie immer dann ordentlich zugriffen, wenn Salz zufällig verfügbar war. Und dieser Schaltkreis funktioniert bei uns auch heute noch, wie der Forscher sagt. Nehmen wir salzhaltige Kost zu uns, werden in unserem Gehirn Botenstoffe freigesetzt, die ein Gefühl der Befriedigung auslösen. „Das ist ähnlich, wie wenn wir bei großem Durst etwas trinken“, erklärt Liedtke. Umgekehrt sorgt dieser Mechanismus auch dafür, dass wir oft instinktiv einen Hunger nach Salz verspüren. Denn der von unseren Vorfahren geerbte Schaltkreis löst im Belohnungszentrum des Gehirns die Gier nach Befriedigung aus. Der Mechanismus sei der gleiche wie bei der Sucht nach Kokain oder Heroin.

Aber auch das Fett in den Chips und Erdnussflips spielt für den berüchtigten Suchtfaktor dieser Knabbereien eine Rolle. Ähnlich wie beim Salz ist auch die Vorliebe für fettige Nahrung ein Erbe unserer tierischen Vorfahren: „Aus evolutionärer Sicht ist es für Tiere absolut notwendig, Fette zu konsumieren: Sie sind rar in der Natur, aber entscheidend für die Funktion der Zellen“, erklärt Daniele Piomelli von der University of California in Irvine. In der modernen Gesellschaft ist fettreiche Nahrung längst nicht mehr selten, doch der urzeitliche Hunger darauf ist uns offenbar geblieben.

Auslöser für die Lust auf fettreiche Nahrungsmittel ist eine körpereigene Droge, wie Piomelli erklärt. Diese sogenannten Endocannabinoide sind mit dem berauschenden Wirkstoff der Hanfpflanze verwandt. Das Interessante daran: Unser Darm schüttet diese Droge wahrscheinlich schon dann aus, wenn unsere Zunge den typischen Fettgeschmack wahrnimmt. Darauf deuten jedenfalls Versuche mit Ratten hin, die die Forscherin und ihre Kollegen letztes Jahr durchführten. Das aber heißt: Noch bevor wir die ersten Chips ganz heruntergeschluckt haben, wirkt die im Darm freigesetzte Droge. Sie löst die Freisetzung von zusätzlichen Verdauungssäften aus – und das wiederum fördert den Hunger nach mehr.

Letztlich sorgen damit gleich zwei urzeitliche Sucht-Systeme dafür, dass Chips für viele von uns nahezu unwiderstehlich sind.

Natürlich sind wir vernunftbegabte Wesen und können diesen Impulsen und Gelüsten entgegensteuern. Aber es fällt uns schwer – denn wir müssen quasi gegen unser tierisches Erbe handeln.

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