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Pendelnde Arme verhindern Zick-Zack-Kurs

Kaum setzt der Mensch ein Bein nach vorn, treten automatisch auch die Arme in Aktion. Schnellt der linke Fuß vor, folgt ihm der rechte Arm und umgekehrt. „Grund für diese Pendelbewegung ist das so genannte Prinzip der Gegenwirkung“, sagt Christian Baumgart, Leiter des Labors für Bewegungsanalyse der Universität Wuppertal.

Setzt der Mensch einen Schritt nach vorn, wirken auf den Körper so genannte Trägheitskräfte. Werden diese Kräfte nicht ausgeglichen, würde der gesamte Rumpf eine Drehbewegung in Richtung des hinteren Beines vollziehen – die Folge wäre ein Zickzack-Kurs, und der Körper würde beim Gehen unruhig hin- und herwackeln. „Durch die Bewegung der Arme wird diese Rotation aber ausgeglichen“, sagt Baumgart. Die Arme ließen Gegenkräfte entstehen, die bewirken, dass der Mensch ruhig geradeaus gehen kann. Entwickelt hat sich das Prinzip während der Evolution. „Bei Vierbeinern werden die Kräfte ausgeglichen, wenn die beiden diagonal gegenüberliegenden Beine den Boden berühren“, erläutert Professor Hartmut Witte, Leiter des Fachgebiets Biomechatronik an der Technischen Universität Ilmenau.

Als der Mensch plötzlich auf zwei Beinen ging, verlor er zwei Bodenkontakte und damit die Möglichkeit auszugleichen. „Um die beim Gehen wirkenden Kräfte anders aufzufangen, mussten neue dynamische Methoden her“, unterstreicht Witte. Doch auch wenn die Arme nicht mitschwingen – weil sie beispielsweise schwere Einkaufstüten tragen – wird der Gang nicht instabil. Das liegt daran, dass die pendelnden Arme nur ein Rädchen in einem umfangreichen, weitgehend mechanischen Stabilisierungssystem sind. So sorgt auch das Hüftgelenk mit permanenten gegenläufigen Drehbewegungen für einen geraden Gang. „Ein wenig hilft zudem die Größe unserer Füße, um die auftretenden drehenden Kräfte abzufangen“, erzählt Witte. Energie spart der Mensch durch den Gang mit schwingenden Armen übrigens nicht. „Für Studien wurden Probanden die Arme vor dem Körper festgebunden. Messungen ergaben, dass diese Testpersonen fürs Gehen ohne Armunterstützung nicht mehr Energie brauchten als mit pendelnden Armen“, erläutert Sportingenieur Baumgart. Ein ruhiger Gang bringt dem Geist Vorteile. Weil der Kopf durch die pendelnden Arme kaumwackelt, werden die Sinnesfunktionen weniger gestört. „Eine Vorteil, der einst überlebenswichtig gewesen sein kann“, betont Hartmut Witte.

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