Die eigene Wohnung gilt als Rückzugsort. Doch kaum jemand ahnt, wie viele Schadstoffe sich im Wohnumfeld verbergen. Farben, Möbel, Bodenbeläge – sie alle können gesundheitlich bedenkliche Stoffe enthalten. Ein Überblick über die häufigsten Wohngifte und wie man sich davor schützt.
1. Lösemittel in Farben und Lacken
In Farben, Lacken und Klebstoffen stecken oft flüchtige organische Verbindungen (VOC). Diese gasen bereits bei Raumtemperatur aus und gelangen über die Atmung in den Körper. Je nach Konzentration können Kopfschmerzen, Schleimhautreizungen und Atemwegserkrankungen auftreten. Bei dauerhafter Belastung sind sogar Schädigungen von Leber, Nieren und Nervensystem möglich.
Einige VOC wie Benzol gelten als krebserregend. Deshalb sollte beim Kauf auf emissionsarme Produkte mit Umweltzeichen geachtet und während der Anwendung sowie der Trocknung intensiv gelüftet werden. Auch Möbel, Raumdüfte oder Bodenbeläge können VOC abgeben.
2. Schimmel in feuchten Innenräumen
Schimmel entsteht durch Feuchtigkeit und schlechte Lüftung – insbesondere in Badezimmern oder an kalten Außenwänden. Sichtbar wird er durch dunkle Flecken, erkennbar oft am modrigen Geruch.
Schimmelpilze können bei empfindlichen Menschen Atemwegsprobleme, Kopfschmerzen und allergische Reaktionen auslösen. Besonders kritisch ist die Schimmelbildung im Winter. Regelmäßiges Stoßlüften und das Vermeiden von dauerhaft hoher Luftfeuchtigkeit sind daher essenziell.
3. Weichmacher in Bodenbelägen
Weichmacher wie Phthalate machen Kunststoffe biegsam, sind aber auch als Wohngift problematisch. Sie können hormonell wirken, das Nervensystem beeinträchtigen oder die Fortpflanzung schädigen. Besonders PVC-Böden geben häufig Phthalate ab – vor allem durch Reibung beim Begehen.
Die Belastung steigt bei Wärme, direkter Sonneneinstrahlung und hoher Luftfeuchtigkeit. Beim Kauf von Bodenbelägen sollte auf Produkte ohne gesundheitlich bedenkliche Zusätze geachtet werden.
4. Formaldehyd in Möbeln und Textilien
Der Schadstoff Formaldehyd kann aus Spanplatten, Teppichen oder Wohntextilien entweichen. Er reizt Atemwege und Schleimhäute und gilt in höheren Konzentrationen als potenziell krebserregend. Auch Kopfschmerzen und Unwohlsein sind mögliche Folgen.
Formaldehyd verflüchtigt sich mit der Zeit, doch bei vielen Möbelstücken summieren sich die Emissionen. Deshalb ist es ratsam, auf Produkte mit dem Prüfsiegel „emissionsarm“ zu achten und auffällig riechende Ware zu vermeiden.
5. Flammschutzmittel in Polstern und Dämmstoffen
Flammschutzmittel kommen in Polstermöbeln, Dämmmaterialien und Textilien zum Einsatz, um die Entflammbarkeit zu reduzieren. Einige dieser Mittel – insbesondere halogen- oder phosphororganische Verbindungen – können das Nervensystem beeinträchtigen oder die Fruchtbarkeit verringern.
Die Schadstoffe gelangen über die Raumluft oder den Hausstaub in den Körper. Auch hier gilt: Auf schadstoffarme Materialien achten und regelmäßig gründlich lüften.
6. Holzschutzmittel in alten Dachstühlen und Möbeln
In Altbauten wurde Holz bis in die 1980er-Jahre häufig mit PCP oder Lindan behandelt. Diese Substanzen sind heute verboten, können aber noch immer über Jahrzehnte ausgasen – besonders wenn altes Holz geschliffen wird. Die Folgen reichen von Hautreizungen bis hin zu schweren Nervenschäden.
Wird ein Dachgeschoss saniert, ist Vorsicht geboten: Der aufgewirbelte Staub kann das gesamte Haus belasten. Auch heutige Holzschutzmittel enthalten zum Teil allergieauslösende Stoffe wie Terpene. Im Innenbereich sollte möglichst auf den Einsatz von Holzschutzmitteln verzichtet werden.
7. Schädlingsbekämpfungsmittel in Textilien
Motten- und Schimmelschutzmittel, etwa in Teppichen oder Polstermöbeln, enthalten häufig Pyrethroide – Nervengifte, die auch über die Raumluft aufgenommen werden können. Typische Symptome einer Belastung sind Schwindel, Übelkeit oder Atembeschwerden.
Da auch Baumaterialien mit schimmelhemmenden Substanzen behandelt sein können, sollte auf unbehandelte Alternativen zurückgegriffen werden. Gegen Motten helfen bewährte Hausmittel wie Lavendelsäckchen.
Wie sich Wohngifte vermeiden lassen
Um Schadstoffe in Innenräumen zu reduzieren, sollten einige Grundregeln beachtet werden. Der erste Hinweis kann oft der Geruch sein: Starke Ausdünstungen bei neuen Möbeln oder Farben sind ein Warnzeichen. Wichtig sind regelmäßiges Stoßlüften, möglichst schadstoffarme Produkte mit Prüfsiegeln und eine durchdachte Materialwahl beim Hausbau oder der Sanierung. Wer sich nicht sicher ist, kann die Raumluft professionell analysieren lassen – und so belastende Quellen gezielt beseitigen.