Erdbeeren von heimischen Feldern könnten in Zukunft teuer werden für die Verbraucher in Deutschland – vielleicht zu teuer.
Zwischen 2018 und 2024 sind die Durchschnittspreise für Erdbeeren im Einzelhandel um fast 70 Prozent gestiegen. Eine Entwicklung, die nicht nur mit Inflation zu tun hat – sondern auch mit strukturellen Veränderungen im Anbau, wachsenden Kosten und klimatischen Herausforderungen. Zu den hohen Kosten für die Landwirte kommen noch niedrige Ernten. Bei Erdbeeren zeichnet sich mit 75.500 Tonnen die geringste Ernte seit etwa 30 Jahren ab.
Preisentwicklung über dem Durchschnitt
Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes lag der Verbraucherpreisindex für Erdbeeren im Jahr 2018 bei einem Indexwert von 100. Im Jahr 2024 liegt dieser bei über 170 – eine Preissteigerung um rund 70 Prozent in nur sechs Jahren. Zum Vergleich: Die allgemeine Inflationsrate in Deutschland betrug im gleichen Zeitraum etwa 24 Prozent.
Ein Kilogramm Erdbeeren aus deutschem Anbau kostete zur Hauptsaison 2018 im Durchschnitt noch zwischen 2,50 und 3,50 Euro. 2024 zahlen Verbraucher dafür nicht selten 4,50 bis 6 Euro – insbesondere zu Saisonbeginn. Importware außerhalb der Hauptsaison ist noch deutlich teurer.
Höhere Produktionskosten belasten Betriebe
Ein zentraler Preistreiber sind die stark gestiegenen Produktionskosten. Dazu zählen unter anderem:
- Lohnkosten: Die Ernte von Erdbeeren ist nach wie vor Handarbeit. Der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland wurde zwischen 2018 und 2024 mehrfach erhöht – zuletzt auf 12,41 Euro pro Stunde (Stand: 2025). Hinzu kommen Sozialabgaben, Unterkunftskosten für Saisonkräfte und höhere bürokratische Aufwände.
- Energie- und Betriebskosten: Viele Erdbeerbetriebe arbeiten mit Folientunneln oder beheizten Frühkulturen. Steigende Energiepreise schlagen sich daher direkt auf die Produktionskosten nieder.
- Verpackung und Logistik: Höhere Rohstoffpreise für Verpackungsmaterialien sowie gestiegene Transportkosten belasten die Kalkulation zusätzlich.
- Pflanzenschutz und Dünger: Die Preise für Betriebsmittel sind durch geopolitische Unsicherheiten, Lieferengpässe und strengere Auflagen deutlich gestiegen.
Wetterextreme und Klimarisiken
Auch der Klimawandel hat Einfluss auf die Preisentwicklung. Spätfröste, Starkregen oder Dürreperioden führen zunehmend zu Ernteausfällen oder Qualitätseinbußen. Viele Betriebe müssen in Bewässerung, Frostschutz und neue Sorten investieren – ein Aufwand, der sich im Endpreis niederschlägt.
Hinzu kommt: Die Anbausaison verschiebt sich. In kühlen Frühjahren verzögert sich die Ernte, wodurch vermehrt Importware aus Spanien, Italien oder Nordafrika in den Regalen landet – meist zu höheren Preisen und geringerer Umweltbilanz.
Die reduzierte Ernte geht auch auf die Entscheidung der Landwirte zurück, die Anbaufläche zu verkleinern. Vier Prozent weniger sind es bei Erdbeeren. Der deutsche Selbstversorgungsgrad bei Erdbeeren ist laut Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) seit 2015 von 68 Prozent auf 50 Prozent gesunken.
Wird die Erdbeere ein Luxusgut?
Experten gehen davon aus, dass Erdbeeren in Deutschland mittelfristig nicht billiger werden – im Gegenteil. Der zunehmende Aufwand in der Produktion und die politische Diskussion über sozialere Bedingungen im Obstbau sprechen für anhaltend hohe Preise. Zugleich schrumpft die Zahl der Anbaubetriebe: Viele kleinere Erzeuger geben auf, weil sich der Anbau nicht mehr rechnet oder Nachfolger fehlen.
Erdbeeren am besten selber anbauen:
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Allerdings bedeutet das nicht automatisch, dass die Erdbeere zum Luxusgut wird. Neue Konzepte wie saisonale Selbsterntefelder, Direktvermarktung oder regionale Erzeugergemeinschaften bieten auch weiterhin Zugang zu bezahlbarem Obst. Zudem setzen viele Betriebe auf nachhaltigere Anbausysteme mit reduziertem Pestizideinsatz, automatisierter Erntehilfe oder wassersparender Tropfbewässerung – langfristig ein möglicher Weg, Kosten zu senken und die Umwelt zu entlasten.