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Auch mit Morbus Crohn nicht auf gutes Essen verzichten

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Bauchkrämpfe, Durchfälle und Blutungen machen Menschen mit chronisch entzündetem Darm das Leben schwer.

Essen, was und wie man will – für Menschen, die an Morbus Crohn erkrankt sind, ist das eine Wunschvorstellung. „Bei Patienten mit einer chronischen Entzündung des Darms ist die Ernährung leider sehr oft mit vielen Fragezeichen verbunden“, sagt Professor Gerhard Rogler, Leiter der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie am Universitätsspital Zürich: „Das liegt vor allem daran, dass es selbst von Expertenseite so viele widersprüchliche Ernährungsempfehlungen gibt.“

Morbus Crohn ist eine unheilbare, chronische Erkrankung, bei der sich der Verdauungstrakt immer wieder ganz oder teilweise entzündet. „Die Erkrankung verläuft in Schüben, mal sind die Beschwerden intensiv, mal ist man ganz beschwerdefrei“, erklärt der Schweizer Mediziner. Symptome der Entzündungen sind Bauchkrämpfe, Durchfälle oder Blutungen. „Da Verdauungstrakt und Ernährung so eng zusammengehören, entstehen schnell Ängste und Zweifel“, sagt Gudrun Biller-Nagel, Diplom-Oekotrophologin am Asklepios Westklinikum in Hamburg. „Viele Betroffene wissen überhaupt nicht mehr, welche Ernährung für sie in Ordnung ist, können nicht mehr entspannt genießen.“ Die häufige Folge: Nährstoffmangel und Untergewicht. „Und eine große psychische Belastung“, sagt Gerhard Rogler. „Wer ständig verunsichert ist und sogar Angst vor dem Essen hat, verkrampft. Das wirkt sich auch auf den Darm aus.“ Und dann sei nicht Essen, sondern der durch das Essen verursachte Stress Auslöser neuer Erkrankungsschübe.

Viele Betroffene suchen die Ursache ihrer Morbus-Crohn-Erkrankung in der Ernährung: „Das lässt sich aber bis heute nicht belegen“, sagt Biller-Nagel. „Auffällig ist allerdings, dass Morbus Crohn in Industrieländern viel häufiger diagnostiziert wird, als in Ländern mit einer traditionellen Esskultur.“ Ob das nun tatsächlich an der starken Verarbeitung der Lebensmittel oder ihrer Zusatzstoffe liegt, konnte bis heute noch keine Studie nachweisen. „Wir gehen deshalb davon aus, dass die Ernährung bei der Entstehung der Erkrankung keine Rolle spielt“, sagt Rogler. Auch neue Schübe würden durch die Ernährung nicht hervorgerufen. Allerdings müsse man bei stärkeren Schüben und Schmerzen die Ernährung häufig an die Bedürfnisse des Darms anpassen.

Der Krankheitsverlauf ist bei Morbus Crohn sehr individuell und von Patient zu Patient verschieden. „Trotzdem gibt es einige grundlegende Ernährungsempfehlungen“, sagt Rogler. So sei es in einer akuten Phase immer ratsam, sich eher schonend und ballaststoffarm zu ernähren. Rohkost und Vollkornbrot, sollten in Entzündungszeiten lieber nicht verzehrt werden. „Diese Lebensmittel sind sehr aufwändig in der Verdauung, damit kann man den entzündeten Darm überfordern.“ Besser sei es deshalb, auf sehr leicht verdauliche Lebensmittel zurückzugreifen, zum Beispiel Weißbrot oder gedünstetes Gemüse.

Zu hohe Dosierung kann Durchfälle verstärkenBei sehr starken Verläufen kann es auch sinnvoll sein, die Schonkost mit Trinknahrungen anzureichern oder ein paar Tage ausschließlich auf Trinknahrung umzusteigen“, sagt Biller-Nagel. Diese speziellen hochkalorischen und eiweißreichen Nährlösungen verbessern die Nährstoffzufuhr und beugen Mangelerscheinungen vor.

„Wichtig ist es, die Einnahme mit dem Arzt oder der Ernährungsfachkraft zu besprechen, weil eine zu hohe Dosierung und eine zu schnelle Aufnahme Durchfälle verstärken könnte“, erklärt die Expertin. Wenn der Schub abklingt, können Betroffene langsam wieder zu einer normalen Ernährung zurückkehren. „Grundlage dafür sollte immer eine breite Basis aus leicht verdaulichen, darmschmeichelnden Lebensmitteln sein“, sagt Biller-Nagel. Hinzu kommen dann – je nach Verträglichkeit – die Lebensmittel, auf die man Appetit hat. Sinnvoll sei zudem, individuelle Nahrungsmittelunverträglichkeiten abklären zu lassen, zum Beispiel, ob Milchzucker vertragen wird oder nicht.

Leider gibt es bei Morbus Crohn, wie auch bei anderen entzündlichen Darmerkrankungen, nicht den Königsweg zur Heilung: „Jeder muss seine eigenen Erfahrungen sammeln“, sagt Biller-Nagel.

Die gute Nachricht: „Es ist auf jeden Fall möglich, sich auch mit dieser Erkrankung ganz normal zu ernähren.“ Auch Tiefschläge einzustecken, gehört ab und zu dazu, sagt Rogler: „Es wird immer wieder Momente geben, in denen nach dem Essen der Magen schmerzt oder sich Durchfall zeigt.“ Diese müssten aber nicht immer zwangsläufig mit der Nahrung verbunden werden, könnten auch ganz andere Ursachen haben: „Ich empfehle meinen Patienten, sich nicht so viele Gedanken übers Essen zu machen, sondern sich, soweit es möglich ist, zu entspannen.“ Wenn man das Gefühl habe, etwas nicht gut zu vertragen, sollte man es einige Zeit vom Speiseplan streichen und in einer guten Phase wieder ausprobieren, sagt Biller-Nagel: „Hilfe und Unterstützung auf diesem manchmal etwas mühsamen Weg finden Betroffene auch durch eine fachkundige ernährungstherapeutische Beratung.“

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