Wer beim Thema Wassersparen nur an kürzere Duschzeiten denkt, unterschätzt den Einfluss des eigenen Einkaufszettels. Denn viele Konsumgüter, insbesondere Lebensmittel, bringen einen erheblichen Wasserverbrauch mit sich – unsichtbar, aber nicht folgenlos.
Ein Klassiker wie Spaghetti Bolognese wirkt auf den ersten Blick harmlos: Ein bis zwei Liter Kochwasser für die Nudeln, ein Spritzer für die Sauce. Doch der sogenannte Wasserfußabdruck der einzelnen Zutaten führt zu einem ganz anderen Ergebnis. Nach Berechnungen des Umweltbundesamts verbraucht jeder Mensch in Deutschland durchschnittlich 7200 Liter Wasser pro Tag – indirekt, über den Konsum von Lebensmitteln, Kleidung oder anderen Produkten.
Wasserfußabdruck als relevanter Kostenfaktor
Das liegt vor allem an den Produktionsprozessen: Tomaten etwa brauchen rund 1000 Liter Wasser pro Kilogramm. Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von 30 Kilogramm summiert sich auf 30.000 Liter. Problematisch ist nicht nur die Menge, sondern auch die Herkunft. Nur vier Prozent der in Deutschland konsumierten Tomaten stammen aus dem Inland, der Rest aus meist dürregeplagten Regionen wie Spanien. Dort muss durchgängig bewässert werden, was den Wasserverbrauch zusätzlich in die Höhe treibt.
Noch gravierender ist der Wasserbedarf bei tierischen Produkten. Ein Kilogramm Rindfleisch verursacht rund 15.400 Liter Wasserverbrauch, vor allem durch die Futtermittelproduktion. Auch Schweinefleisch (6000 Liter) und Geflügel (4300 Liter) schneiden deutlich schlechter ab als pflanzliche Alternativen. Wer also eine Portion Bolognese mit Rindfleisch kocht, holt sich rund 8700 Liter Wasser in den Haushalt – ohne es zu merken.
Was die Industrie bewegt
Immer mehr Unternehmen erkennen den Wasserfußabdruck als relevanten Kostenfaktor. Bertolli etwa schult Olivenbauern in sparsamer Bewässerung, weil Wetterextreme wie Dürre oder Starkregen die Ernten verteuern. Supermarktketten wie Aldi und Lidl sprachen sich sogar gegen den Ausbau wasserkritischer Monokulturen in Andalusien aus und unterstützten ein entsprechendes Umweltgesetz mit Auflagen für Landwirte.
Auch Kooperationsmodelle wie das „Water Stewardship“ sollen helfen: Dabei tun sich Konzerne und Erzeuger zusammen, um Wasserschutz und Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen. Beispiele sind Mars mit einem ressourcenschonenden Reisanbau oder Edeka in Zusammenarbeit mit dem WWF zur Reduktion des Wasserverbrauchs bei Zitrusfrüchten und Bananen.
Verantwortung zwischen Kasse und Konzern
Trotz aller Fortschritte bleibt der Wasserfußabdruck eine komplexe Größe. Verbraucherinnen und Verbraucher können durch bewusste Kaufentscheidungen ihren Beitrag leisten – etwa durch regionale und saisonale Produkte oder weniger tierische Lebensmittel. Der größere Hebel liegt jedoch bei Industrie und Handel. Denn die globalen Lieferketten, in denen Wasserressourcen verbraucht und verschmutzt werden, lassen sich nur durch systemische Veränderungen steuern.
Langfristig entscheidet sich an diesen Stellschrauben, ob künftige Generationen noch über ausreichende Wasserressourcen verfügen. Vielleicht gelingt es dann auch, den Klassiker Spaghetti Bolognese in einer umweltfreundlicheren Variante auf den Teller zu bringen.
