Die Weinraute (Ruta graveolens) ist eine Pflanze mit Charakter. Schon die Römer schätzten sie für ihre Würzkraft und medizinischen Eigenschaften. Heute fristet sie in vielen Gärten ein eher stilles Dasein – zu Unrecht.
Denn die buschige Staude mit dem markanten Duft ist pflegeleicht, dekorativ und vielseitig verwendbar – sofern man sie richtig dosiert.
Für was nimmt man Weinraute?
Traditionell wurde Weinraute in der Klostermedizin bei Verdauungsbeschwerden, Menstruationskrämpfen oder zur Stärkung der Nerven eingesetzt. In der Naturheilkunde schreibt man ihr beruhigende, krampflösende und verdauungsfördernde Eigenschaften zu. Außerdem soll sie bei Rheuma helfen und äußerlich zur Insektenabwehr dienen.
Heute wird Weinraute allerdings nur noch selten medizinisch eingesetzt – unter anderem, weil sie bei zu hoher Dosierung reizend oder giftig wirken kann. In der Homöopathie findet sie weiterhin Anwendung in stark verdünnter Form, etwa bei Sehnenreizungen oder Blutergüssen.
Wie schmeckt Weinraute?
Der Geschmack der Weinraute ist unverwechselbar – herb, leicht bitter, mit einer zitronig-würzigen Note und einem Hauch Kampfer. Nicht jedermanns Sache, aber in kleinen Mengen kann sie Speisen eine interessante Tiefe verleihen.
Ihr Aroma harmoniert mit kräftigen Zutaten wie Lamm, Wild oder Eintöpfen. Auch in mediterranen Gerichten, etwa zusammen mit Oliven, Knoblauch oder Zitrone, entfaltet sie ihren typischen Charakter.
Wie verwendet man Weinraute in der Küche?
In der Küche wird Weinraute vor allem frisch verwendet – vorsichtig dosiert, da sie sehr intensiv schmeckt. Eine kleine Menge fein gehackter Blätter reicht oft schon aus, um Gerichten eine besondere Note zu verleihen. Sie passt gut zu:
- Kräuterbutter oder -quark
- Fleischmarinaden
- Linsengerichten
- Kartoffelsalat oder Bratkartoffeln
- Selbstgemachtem Kräuteressig oder Öl
In Italien wird Weinraute traditionell auch zur Aromatisierung von Grappa verwendet („Grappa alla ruta“). Wichtig: Wegen ihrer potenziell reizenden Inhaltsstoffe sollten Schwangere und Kinder auf den Verzehr verzichten.
Weinraute selber anpflanzen – was muss man beachten?
Weinraute ist eine genügsame Pflanze, die sich gut im Garten oder im Topf kultivieren lässt. Sie liebt sonnige, trockene Standorte und durchlässige Böden. Staunässe verträgt sie nicht – ein sandig-lehmiger Boden ist ideal.
Die Pflanze ist mehrjährig, wird bis zu 70 cm hoch und verströmt einen starken Duft, der viele Insekten, aber auch Katzen und Marder fernhält. Daher eignet sie sich auch als natürliche Schutzbepflanzung.
Die Aussaat erfolgt ab März im Haus oder ab Mai direkt ins Freiland. Alternativ lassen sich junge Pflanzen ab Frühjahr im Handel kaufen. Wer auf Blüte und Duft Wert legt, sollte regelmäßig zurückschneiden – das regt das Wachstum an.
Ist Weinraute winterhart?
Ja – Weinraute ist in Mitteleuropa meist winterhart. In sehr kalten Lagen empfiehlt sich ein leichter Winterschutz mit Reisig oder Mulch. Im Kübel kultivierte Pflanzen sollten frostfrei, aber kühl und hell überwintert werden. Ab dem zweiten Jahr ist die Pflanze meist gut etabliert und übersteht auch härtere Winter ohne Probleme.
Für Liebhaber mit Sinn für das Besondere
Weinraute ist eine Pflanze für Kenner – in kleinen Mengen wohlschmeckend und dekorativ, mit einer langen Tradition in Garten und Hausapotheke. Wer ihren herben Charakter schätzt, wird mit einer robusten und vielseitigen Staude belohnt, die in keinem Kräutergarten fehlen sollte.
