Am 15. August feiern viele Christen Mariä Himmelfahrt – ein Fest, das in der katholischen Kirche zu den höchsten Feiertagen des Jahres zählt. Es erinnert an die leibliche Aufnahme der Gottesmutter Maria in den Himmel und ist eng mit liturgischen Traditionen und regionalem Brauchtum verbunden. Worin unterscheidet sich das Fest von Christi Himmelfahrt, mit dem es oft verwechselt wird?
Mariä Himmelfahrt ist einer der ältesten und bedeutendsten Feiertage der katholischen Kirche. Es verbindet Glaubensüberzeugung mit lebendiger Volksfrömmigkeit – und bietet Anlass, über Tod, Hoffnung und himmlische Perspektiven nachzudenken. Ob in der Kirche, bei einer Kräuterweihe oder im familiären Rahmen – der 15. August ist für viele ein besonderer Tag im Kirchenjahr.
Bedeutung und Brauchtum
Mariä Himmelfahrt, auch „Aufnahme Mariens in den Himmel“ genannt, basiert auf der Vorstellung, dass Maria, die Mutter Jesu, nach ihrem Tod nicht wie andere Menschen in einem Grab verblieb, sondern mit Leib und Seele von Gott in den Himmel aufgenommen wurde. Diese Vorstellung ist nicht wörtlich in der Bibel überliefert, geht jedoch auf sehr frühe Traditionen und theologische Auslegungen zurück.
Das Dogma wurde erst 1950 von Papst Pius XII. offiziell verkündet. Es besagt, dass Maria aufgrund ihrer besonderen Rolle in der Heilsgeschichte bereits im Tod an der himmlischen Vollendung teilhat – als erste der Glaubenden. Das Fest steht also für Hoffnung, Erlösung und das Weiterleben über den Tod hinaus.
Unterschiede zu Christi Himmelfahrt
Der wichtigste Unterschied zu Christi Himmelfahrt liegt im göttlichen Ursprung: Während Jesus als Sohn Gottes selbst göttlich war und laut dem Neuen Testament nach seiner Auferstehung aus eigener Kraft in den Himmel aufgefahren ist, wurde Maria nach kirchlicher Lehre von Gott in den Himmel aufgenommen – also „entrückt“. Ihre Himmelfahrt ist ein Akt der göttlichen Gnade, nicht ihres eigenen göttlichen Wesens.
Christi Himmelfahrt wird zudem 40 Tage nach Ostern gefeiert und ist in ganz Deutschland ein gesetzlicher Feiertag. Mariä Himmelfahrt hingegen ist regional unterschiedlich geregelt.
Wo ist Mariä Himmelfahrt ein gesetzlicher Feiertag?
Im christlich-jüdisch geprägten Deutschland ist Mariä Himmelfahrt aber kein flächendeckend gesetzlicher Feiertag. Gültig ist er lediglich in Bayern – und nur in Gemeinden mit überwiegend katholischer Bevölkerung – sowie im Saarland. In anderen Bundesländern ist der 15. August ein normaler Werktag, selbst wenn katholische Christen dort das Fest in der Kirche begehen.
In vielen katholisch geprägten Ländern hingegen ist Mariä Himmelfahrt ein nationaler Feiertag – etwa in Österreich, Polen, Kroatien, Spanien und großen Teilen Lateinamerikas. In Italien ist der Feiertag Ferragosto der alljährliche Höhepunkt des Sommers. Auch Frankreich begeht den Tag als „L’Assomption“ mit Messen, Prozessionen und volkstümlichen Feiern.
Brauchtum und Traditionen rund um den Feiertag
Besonders bekannt ist der Brauch der Kräuterweihe. Dabei bringen Gläubige zu Mariä Himmelfahrt Kräutersträuße in die Kirche, die im Rahmen der Messfeier gesegnet werden. Der Ursprung dieser Tradition liegt in der Legende, dass das Grab Mariens nach ihrer Himmelfahrt nicht leer, sondern mit Blumen und duftenden Kräutern gefüllt gewesen sei.
Die geweihten Kräutersträuße sollen das Haus schützen, Krankheiten abwehren und in schwierigen Zeiten Trost spenden. In ländlichen Gegenden, vor allem in Bayern, Tirol und dem Alpenraum, wird der Brauch bis heute gepflegt.
Darüber hinaus finden in vielen Gemeinden feierliche Prozessionen, Konzerte, Wallfahrten und Marienandachten statt. Die Kirchen sind oft besonders festlich geschmückt, und die Liturgie greift die Thematik der himmlischen Vollendung und der Fürbitte Mariens für die Gläubigen auf.
Theologische Bedeutung und moderne Perspektiven
Für viele Gläubige ist Mariä Himmelfahrt mehr als nur ein Gedenktag. Die Aufnahme Mariens in den Himmel gilt als Zeichen dafür, dass das irdische Leben nicht das letzte Wort hat. Sie steht exemplarisch für die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod – und für die Würde des menschlichen Körpers, der bei Maria nicht dem Verfall überlassen wurde.
Zugleich wird das Fest auch kritisch betrachtet – etwa wegen seines rein katholischen Ursprungs und der fehlenden biblischen Grundlage. In evangelischen Kirchen spielt Mariä Himmelfahrt keine Rolle, auch wenn Maria als wichtige Figur in der Heilsgeschichte anerkannt wird.