Waschmaschinen gehören zu den Geräten im Haushalt, bei denen sich mit kleinen Änderungen schnell Energie sparen lässt. Besonders beliebt: das Waschen bei nur 30 Grad Celsius. Viele Verbraucher setzen darauf, um Strom zu sparen. Doch so sinnvoll der niedrige Waschgang auf den ersten Blick erscheint – er hat auch klare Schwächen.
Nicht jede Wäsche wird bei 30 Grad hygienisch sauber. Gerüche, Rückstände und Keime können trotz moderner Waschmittel in der Kleidung bleiben.
Was 30 Grad leisten – und was nicht
Hersteller werben damit, dass moderne Waschmittel auch bei niedrigen Temperaturen zuverlässig wirken. Enzyme und Tenside sollen selbst bei 20 oder 30 Grad Flecken lösen und für frischen Duft sorgen. Und tatsächlich: Für leicht verschmutzte Alltagskleidung aus synthetischen Stoffen kann das funktionieren. Gleichzeitig spart man bei jedem Waschgang Strom – weil das meiste des Energieverbrauchs beim Erhitzen des Wassers entsteht.
Doch in der Praxis zeigt sich: Nicht immer reicht die niedrige Temperatur aus, um die Wäsche wirklich sauber zu bekommen. Vor allem bei Schweiß, Körperfett, Eiweißrückständen oder fein verteilten Hautschuppen stößt das 30-Grad-Programm an seine Grenzen. Textilien riechen nach kurzer Zeit erneut unangenehm, oder es bilden sich bei häufiger Wäsche bei niedriger Temperatur Keime in der Kleidung – ein Problem besonders bei Sportbekleidung oder Unterwäsche.
Wann niedrige Temperaturen sinnvoll sind
Für bestimmte Textilien ist der Schonwaschgang bei 30 Grad trotzdem geeignet – vorausgesetzt, sie sind nicht stark verschmutzt:
- T-Shirts und Blusen aus Baumwollmischgewebe oder Synthetik
- Kleidung mit empfindlichen Farben oder Drucken
- Feine Stoffe wie Viskose, Modal oder Mikrofaser
- Wolle und Kaschmir, sofern das Pflegeetikett 30 Grad erlaubt
- Sportbekleidung aus Funktionsfasern – allerdings nur bei leichter Nutzung
Wichtig ist hier, die Wäsche direkt nach dem Tragen zu waschen – bevor sich Bakterien oder Gerüche festsetzen. Auch das richtige Waschmittel spielt eine Rolle: Flüssigwaschmittel mit Enzymen für niedrige Temperaturen sind besser geeignet als klassische Pulver.cht überladen werden, damit das Wasser alle Fasern erreicht. Auch eine Vorbehandlung bei Flecken – etwa mit Gallseife oder einem enzymhaltigen Fleckenspray – verbessert das Waschergebnis.
Wann höhere Temperaturen notwendig sind
Nicht alle Textilien lassen sich bei 30 Grad hygienisch sauber bekommen – vor allem bei starker Verschmutzung oder wenn es um Keime und Bakterien geht:
- Bettwäsche und Handtücher: Hier sind 60 Grad sinnvoll, insbesondere bei Erkrankungen oder in Haushalten mit Allergikern.
- Küchenwäsche: Geschirrhandtücher, Lappen oder Spüllappen sollten bei 60 Grad gewaschen werden, um Keime abzutöten.
- Babywäsche und Windeln: Bei Neugeborenen ist Hygiene besonders wichtig – 60 Grad gelten hier als Mindeststandard.
- Unterwäsche aus Baumwolle: Wenn sie stark verschmutzt ist oder hygienisch besonders rein sein soll, empfiehlt sich ein Waschgang bei 60 Grad.
- Kranken- oder Pflegewäsche: Bei Krankheit oder Pflegebedürftigkeit sind Kochwaschgänge (60 bis 90 Grad) weiterhin sinnvoll.
Ein Blick auf das Pflegeetikett hilft: Der Waschbottich mit Zahl gibt die empfohlene Höchsttemperatur an. Was bei 60 Grad gewaschen werden darf, verträgt meist auch eine niedrigere Temperatur – muss es aber nicht immer.
Problemfall Hygiene: Wann 30 Grad nicht ausreichen
Skeptisch sehen Hygieneexperten den Trend zum kälter Waschen bei stärker verschmutzter oder hautnaher Wäsche. Unterwäsche, Bettwäsche, Handtücher oder Sportkleidung nach intensivem Gebrauch benötigen in vielen Fällen Temperaturen von mindestens 40 bis 60 Grad, um zuverlässig gereinigt zu werden. Wer diese Textilien regelmäßig bei 30 Grad wäscht, riskiert eine Ansammlung von Keimen, Pilzen oder geruchsbildenden Bakterien in der Kleidung – und langfristig auch in der Waschmaschine.
Ein häufiges Warnzeichen: Kleidung, die nach kurzer Tragezeit wieder unangenehm riecht – obwohl sie frisch gewaschen wurde. Auch sichtbare Grauschleier oder ein muffiger Geruch aus der Trommel deuten darauf hin, dass niedrige Temperaturen nicht mehr ausreichen.
Was gegen Rückstände hilft
Um Biofilm, Schmutzreste und Keime in der Waschmaschine zu vermeiden, raten Experten dazu, mindestens alle zehn Waschgänge einen 60-Grad-Waschgang mit Vollwaschmittel durchzuführen – idealerweise mit Handtüchern oder Bettwäsche. Das reinigt nicht nur die Wäsche, sondern auch die Maschine selbst. Wer konsequent bei 30 Grad wäscht, sollte zusätzlich gelegentlich einen Waschmaschinenreiniger verwenden und die Tür sowie das Waschmittelfach regelmäßig offen lassen.
Auch spezielle Hygienespüler oder Enzymverstärker können bei Bedarf helfen, die Wirkung bei niedriger Temperatur zu verbessern – sollten aber nicht dauerhaft genutzt werden, da sie umstrittene Inhaltsstoffe enthalten und die Umwelt belasten.
30 Grad sind nicht für alles geeignet
Wäsche bei 30 Grad zu waschen, spart Energie – aber es ist kein Allheilmittel. Wer immer bei niedriger Temperatur wäscht, läuft Gefahr, Keime und Gerüche nicht vollständig zu entfernen. Die Devise sollte daher lauten: so kalt wie möglich, aber so heiß wie nötig. Wer gezielt zwischen 30, 40 und 60 Grad unterscheidet und auf Material, Verschmutzung und Hygiene achtet, trifft die bessere Wahl – für Kleidung, Waschmaschine und Gesundheit gleichermaßen.