Welche Auswirkungen hat eine Staatspleite auf das private Geld der Deutschen? Zum ersten Mal seit Bestehen der Europäischen Union ist mit Griechenland ein Staat faktisch pleite.
Die Staats- und Regierungschefs der Euro-Länder haben dies am 21. Juli 2011 eingestanden, indem sie einen “kurzfristigen Zahlungsausfall” des Landes in Kauf nehmen, um es zu retten.
Kann ein Land überhaupt Pleite gehen?
Nur wenn es die Beteiligten wollen.
Pleite geht man, wenn man seine Schulden nicht mehr zurückzahlt. Bei Privatpersonen und Unternehmen ist gesetzlich geregelt, was dann zu tun ist. Bei souveränen Staaten ist das anders: Sie können zu nichts gezwungen werden. Zudem ist es sehr kompliziert festzustellen, ob ein Staat noch zahlungsfähig ist oder nicht. Solange er noch Kredite erhält, ist er zahlungsfähig – unabhängig davon, wieviel Schulden er schon angehäuft hat oder nicht.
Am Ende hat alles mit Vertrauen zu tun. Die bislang letzte Staatspleite, die häufig ja nicht so genannt wird, weil es dafür keine rechtlichen Regelungen gibt, war Argentinien im Jahr 2002. Als abzusehen war, dass die Regierung die Forderungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht erfüllt, stoppte der Retter eine weitere Hilfszahlung – das Vertrauen der Anleger war zerstört, sie zogen ihr Geld ab. Die Wirtschaft brach zusammen, die Argentinier durften nur noch 250 Pesos Bargeld pro Woche von ihren Konten abheben.
Das aktuelle Beispiel Griechenland bedient seine Gläubiger, wenn auch nur durch Hilfszahlungen der EU-Partner und des IWF. Und die Regierung beschwört, die geforderten Sparmaßnahmen durchzusetzen. Doch Anleger sind skeptisch, deshalb sind weitere Kredite auf dem freien Markt sehr teuer.
Um Vertrauen zu schaffen und dem Land eine langfristige Perspektive zu geben, haben die Staats- und Regierungschef der Euro-Zone verschiedene Maßnahmen beschlossen, u.a. eine Umschuldung, die von Ratingagenturen als “vorübergehender Zahlungsausfall” gewertet werden. Sie sind die einzige Instanz, die so etwas wie einen Konkurs eines Landes feststellen könnten.
Was bedeutet das für mich und mein Geld?
Geld verlieren zur Zeit nur diejenigen Privatanleger, die griechische Staatsanleihen besitzen, sofern keine Kreditausfallversicherung vorhanden ist. Im Falle eines Schuldenschnitts könnte das betroffene Land seinen Gläubigern anbieten, auf einen bestimmten Prozentsatz zu verzichten (z.B. 50 Prozent). Dies wäre eine Art Umtausch des Wertpapiers und zumeist freiwillig. Wer darauf nicht eingeht, läuft aber Gefahr, die gesamte Summe zu verlieren.
Der Verlust des eigenen Geldes ist für die meisten Deutschen eine Grundangst. Deshalb reagieren sie sensibel auf Negativmeldungen wie Staatspleiten und Achterbahnfahrten an den Börsen. Die Inflation liegt bei knapp über zwei Prozent, die Wirtschaft wächst ordentlich. Grund genug, gelassen zu bleiben. Zur Zeit gibt es keinen Grund, “sein Geld retten” zu müssen.
Das Anlegen von Geld ist eine Grundsatzfrage und keine Mode. Am besten fahren Anleger, die langfristig handeln und sich nicht von aktuellen Lagen abhängig machen. Wer jetzt in Gold als Sicherheit investieren will, zahlt Rekordpreise. Dafür erhält er keine Zinsen, bezahlt aber Bankgebühren für die Aufbewahrung.
Es gibt nie den richtigen Zeitpunkt für Investitionen, nur die richtige eigene Strategie.