Der Schnitt für Obstbäume ist eine der Aufgaben für den Hobbygärtner im Winter, heißt es oft. Das stimmt aber nur bedingt.
So werden Bäume mit Steinobst wie Süßkirschen bereits direkt nach ihrer Ernte geschnitten – ab Spätsommer. „Dann ist der Baum noch belaubt, und man sieht seinen Habitus gut“, sagt Gärtner Stefan Wegner von der Internationalen Gartenausstellung (IGA) in Berlin.
Kernobst wie Apfel und Birne ist hingegen erst während des Winters dran, und zwar in frostfreien Zeiten. Ausnahme von allem ist der Nussbaum: Er darf nur im November geschnitten werden, erklärt Wegner. Dann – und nur dann – befindet er sich in der Wachstumspause. Außerhalb dieser würden seine Schnittwunden zu stark bluten. Grundsätzlich sollten die künftigen Früchte ausreichend Sonne abbekommen und Feuchtigkeit abtrocknen können, bevor sich Pilze breitmachen. Daher sagt Wegner: „Durch einen guten Obstbaum muss man einen Hut werfen können.“ Er wird also immer wieder ausgedünnt. Außerdem tragen alte Zweige kein Obst mehr.
Es gibt verschiedene Schnittarten. „Der Ertragsschnitt ist eigentlich nichts für den Privatgarten“, sagt Wegner. Hier geht es um reine Ertragssteigerung. „Doch der Baum sieht dann eher aus wie ein Kleiderständer.“ Der Erziehungsschnitt ist etwas für die jungen Gehölze, von ihnen werden jährlich ein Drittel bis zur Hälfte der Triebe abgenommen.
Der Erhaltungsschnitt ist die übliche Arbeit für den Hobbygärtner. Er gibt dem Baum die Chance, neue und fruchtbare Äste und Zweige zu bilden. Außerdem kann er so ein ausgewogenes Verhältnis von Wurzeln und Krone bilden. Bei diesem Schnitt wird die Krone stets nur leicht gestutzt, um das natürliche Gleichgewicht des Baumes nicht zu gefährden und den Ertrag zu erhalten.
Zum einen werden nach unten wachsende Äste abgenommen, erklärt Wegner das Vorgehen. Zum anderen werden vereinzelt Äste herausgenommen, die älter sind als drei Jahre und eine Borke gebildet haben. „Je älter der Ast ist, desto spröder ist die Borke.“
Daneben gibt es noch den Verjüngungsschnitt für alte Bäume. Hier stutzt der Gärtner die Äste radikal – bis ins alte Holz, was laut Wegner ungefähr der Hälfte der Krone entspricht. Solche Bäume sind oft mit Flechten und Moos belegt. „Sie zerstören den Baum zwar nicht, sind aber ein Anzeichen für altes Holz“, erläutert der Experte.
Der so geschnittene Baum wird für ein paar Jahre nur wenig Früchte entwickeln, allerdings dafür wieder Energien sammeln und neue Masse produzieren – was letztlich die Ernte auch wieder befördert.
Wann ist die beste Zeit, Obstbäume zu schneiden?
Der Höhepunkt des Sommers ist der beste Zeitpunkt für den Obstbaumschnitt, der ihre Ernte im nächsten Jahr steigert. Schneiden Sie zu dieser Zeit die in diesem Jahr ausgebildeten Äste bei Apfel— oder anderen Obstbäumen, sind die Schnitte kleiner und heilen schneller, als es bei einem Winterschnitt der Fall ist.
Der Obstbaumschnitt an den jungen Ästen ermöglicht eine bessere Luftzirkulation, wodurch Krankheiten und Schädlinge abgehalten werden. Sobald Sie Blattwerk entfernen, benötigt der Baum zudem weniger Wasser, da die Oberfläche verklei- nert wird, durch die das Wasser verloren geht oder abgehalten wird. So kann mehr Wasser vom Baum aufgenommen werden, was in die sich entwickelnden Früchte fließt. Rissbildung wird verhindert und die Früchte werden größer. In sehr trockenen Zeiten und gut dränierten Böden kann die Reduzierung des Laubwerkes zudem das Risiko von Trockenstress vermindern.
Der richtige Schnitt
Die Spitzen der neu gebildeten Triebe zurückschneiden, damit im nächsten Jahr mehr Früchte daran wachsen. Verfolgen Sie den Weg der weichen grünen Triebe zu dem Punkt, wo das Wachstum in diesem Jahr begonnen hat. Dies ist normalerweise durch eine dichte Belaubung zu erkennen. Darunter wird der Ast braun sein, was das Wachstum aus dem vorangegangen Jahr markiert.
Beginnen Sie mit den Leittrieben am Ende jedes Astes und kürzen Sie diese um die Hälfte, gerade oberhalb eines Blattes. Dies hilft dabei, die Ausbreitung des Baumes zu verringern. Die seitlichen Triebe entlang der Länge des Astes sollten stärker zurückgeschnitten werden, auf zwei oder drei Blätter von der Auswuchs- stelle. Dies fördert die Bildung von kurzen Fruchttrieben.