Ein echter Alptraum, der leider viel zu häufig passiert: Man wollte kurz etwas draußen holen, schon ist die Tür zugefallen. Der Schlüssel liegt noch auf einer Kommode oder steckt im Schloss, so kommt es schon bald zur Realisation, dass Sie sich eben unfreiwillig ausgesperrt haben – und nun Hilfe benötigen.
Vorweg ist zu sagen: Sie können lediglich Türen öffnen, die einfach ins Schloss gefallen sind. Haben Sie abgeschlossen und den Schlüssel unterwegs verloren, wird Ihnen nur noch ein Schlüsseldienst beziehungsweise Schlosser weiterhelfen können – zudem muss dann aufgrund der erhöhten Einbruchsgefahr üblicherweise das gesamte Schloss ausgetauscht werden. Bei einer Tür, die nur kurz zugefallen, nicht aber abgeschlossen ist, können Sie sich mit etwas Geschick auch selbst helfen.
Tür ohne Schlüssel öffnen – Möglichkeiten
Bei den in Deutschland gewöhnlichen Standardtüren und -schlössern haben Sie die folgenden Optionen zur Hand:
- eine Plastikkarte nutzen
- einen Draht verwenden
- per Lockpicking mit entsprechenden Instrumenten
- mit der Brechstange
- mit Muskelkraft „eindrücken“
Wie Sie schon auf den ersten Blick feststellen werden, eignen sich einige Möglichkeiten etwas besser als andere. Zudem werden die meisten Privatleute kein Lockpicking-Set zu Hause haben oder nach einer zugefallenen Tür zufällig bei sich führen. Die Brechstange ist in ihrer Anwendung ebenso eher schlecht als recht, denn sie wird zwangsweise Schäden an der Tür, am Rahmen und eventuell auch noch am Schloss selbst verursachen. Das kann für Eigentümer und Mieter gleichermaßen zum kostspieligen Abenteuer werden. Dasselbe gilt für das sanfte Entgegenstemmen des Körpers. Abgesehen von eventuellen gesundheitlichen Schäden.
Nachfolgend möchten wir daher einmal die zwei gängigsten Methoden näher erläutern: Der Einsatz einer Plastikkarte und der eines Drahtes.
Per Plastikkarte
Sicher haben Sie das schon in unzähligen Filmen gesehen oder zumindest einmal davon gehört. Vor allem ältere Schlösser lassen sich verhältnismäßig leicht mit einer Karte öffnen, sofern diese nicht abgeschlossen sind.
Beim Öffnen mit einer Plastikkarte sollten Sie einige Umstände beachten:
- nur bei zugefallenen Türen, nicht zugeschlossenen Türen möglich
- die Karte verursacht keine Schäden an Tür oder Schloss
- moderne Türen lassen sich meist nicht mit einer Karte öffnen
Haben Sie sich ausgesperrt und möchten die Tür öffnen, müssen Sie mit der Karte die oberhalb vom Griff befindliche Schlossfalle eindrücken. Dafür gehen Sie wie folgt vor:
- Führen Sie die Karte in den Türspalt ein und bewegen Sie diese solange in eine Richtung, bis sie an einer Ecke eine leicht gebogene Form aufweist.
- Ziehen Sie die gekrümmte Karte nun so weit nach unten, bis sie die Schlossfalle als Widerstand spüren.
- Drücken Sie die Karte jetzt gegen den Widerstand, wofür eventuell relativ viel Kraft notwendig ist, bis sie in der Schlossfalle verhakt ist und Sie dann das Schloss aufdrücken können.
Tipp: Verwenden Sie nach Möglichkeit bitte nicht Ihre EC- oder Kreditkarte. Beide besitzen empfindliche Magnetstreifen und Chips, die entweder zerbrechen oder komplett zerkratzen würden. Wir empfehlen stattdessen die Verwendung einer eher unwichtigen Rabatt- oder Kundenkarte, die sich leichter ersetzen lässt und zudem keinen Chip besitzt.
Per Draht
Anders als in Filmen häufig gezeigt, ist es in Deutschland bei den hierzulande genutzten Schlössern nicht möglich den Draht direkt im Schloss zu verwenden. Er ist nur dann eine Alternative wenn:
- Sie einen Briefschlitz in der Tür haben
- ein relativ großer Spalt zum Erdboden besteht
- eine Hunde- oder Katzenklappe verbaut ist
Sie müssen sich einen langen Draht suchen, den Sie vorn zu einer Schlaufe formen. Danach wird dieser Draht durch Briefschlitz, Hundeklappe und Co. eingeführt und so nach oben bewegt, bis Sie einen Widerstand spüren – das ist die an der Innenseite befindliche Türklinke. Versuchen Sie nun blind den Draht mitsamt Haken in die Türklinke einzuhängen und diese dann durch Kraftaufwand nach unten zu drücken. Das geht einfacher, wenn Sie Ihre Tür gut kennen und genau wissen, wie weit der Abstand schwitzen Schlitz und Klinke ist. Ebenso hilft es, wenn Sie einen stabilen Draht nutzen, der sich beim Ziehen nach dem Einharken an der Klinke nicht direkt verbiegt.
Mit dem Draht könnten Sie auch anderweitig versuchen die Tür zu öffnen, beispielsweise wenn diese unten einen großen Spalt besitzt. Dann wäre es denkbar die Schlaufe um den Schlüssel zu führen, diesen herauszuziehen und dann durch den Spalt an der Unterseite zu führen. Mehr als nur ein wenig Fingerspitzengefühl ist beim Einsatz von einem Draht aber immer notwendig.
Aus rechtlicher Sicht: Schäden an Tür bzw. Schloss
Haben Sie sich im eigenen Haus ausgesperrt, wo Sie zugleich der Eigentümer sind, ist die rechtliche Lage für Sie irrelevant – mögliche Schäden müssen Sie sowieso aus eigener Tasche tragen. Anders verhält es sich, wenn Sie in einer Mietwohnung leben und hier Schäden entstehen.
Sie stehen in der Pflicht, mögliche Beschädigungen gegenüber dem Vermieter anzuzeigen, damit dessen Eigentum geschützt wird und Sie sich selbst in der Wohnung sicher fühlen. Kam es zu keiner Beschädigung, erwähnen Sie diesen Fauxpas am besten gar nicht erst gegenüber dem Vermieter. Alle Schäden, die Sie an der Tür oder am Schloss verursachen, müssen Sie auch selbst zahlen. Haben Sie sich ausgesperrt und rufen letztlich doch einen Schlüsseldienst, müssen Sie natürlich ebenso diese Kosten tragen.
Je nach Umfang des Schadens muss mindestens ein neues Schloss, gegebenenfalls sogar noch eine neue Tür gezahlt werden. Wenn Sie lediglich einen Draht oder eine Plastikkarte nutzen, sollte es aber zu keinen Schäden kommen. Beim Einsatz einer Brechstange können Sie mit Kosten für eine neue Tür, den Rahmen und ein neues Schloss rechnen.
Nie mehr ausgesperrt – Prävention
Sie haben sich schon öfter einmal ausgesperrt? Spätestens dann wird es Zeit entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Hierzu bieten sich die folgenden Optionen an:
- ein sicheres Schlüsselversteck in der Nähe
- Zweitschlüssel bei vertrauenswürdigen Nachbarn, Freunden oder Verwandten lagern
- einen Türkeil aus Kunststoff oder Edelstahl anschaffen und verwenden
- Zweitschlüssel bei einer gesicherten Schlüsseleinlagerung in der Nähe verwahren
All diese Methoden sind praktisch und lassen sich ohne große Mühen realisieren. Sie sind besonders lohnenswert, wenn Sie sich schon häufiger einmal ausgesperrt haben, denn die Tür im DIY-Verfahren zu öffnen ist nicht immer möglich oder leicht, während das Zurufen eines Schlüsseldienstes sogar noch teurer ist. Vorteilhaft sind diese Möglichkeiten auch deshalb, abgesehen vom Keil, weil Sie so auch eine verschlossene Tür öffnen können, wenn Sie einen Schlüssel verloren oder anderweitig verlegt haben.
Das Versteck selbst ist natürlich eine große Unsicherheit, denn es könnte von Dieben und Einbrechern identifiziert werden – daher empfiehlt es sich auf keinen Fall, den Schlüssel unter der Fußmatte oder dem Blumentopf zu lagern. Eine Verwahrung bei Freunden und Verwandten ist wesentlich sicherer, auch die professionelle Schlüsseleinlagerung in der Nähe bietet ein Höchstmaß an Sicherheit – ist aber mit zusätzlichen, üblicherweise einmaligen Kosten verbunden.