Neue Möbel und Teppiche, die frisch in den Wohnraum kommen, bringen nicht nur Freude, sondern oft auch gesundheitliche Risiken mit sich. Zahlreiche Möbelstücke und Bodenbeläge enthalten Schadstoffe, die bei längerem Aufenthalt in den eigenen vier Wänden in die Raumluft abgegeben werden und gesundheitsschädlich sein können. Auch wenn Ökosiegel eine Orientierung bieten, garantieren sie keine vollständige Gesundheitsunbedenklichkeit.
Die Vorstellung ist weit verbreitet, dass neue Möbel lediglich durch ihren Geruch unangenehm auffallen können, doch viele Menschen sind von weitreichenderen Auswirkungen betroffen: Juckende Augen, Niesanfälle, Kopfschmerzen und Schlafstörungen treten häufig auf, nachdem neue Möbelstücke in das Heim eingezogen sind. „Wir bekommen regelmäßig Anfragen zu diesem Themenkomplex“, erklärt Kerstin Etzenbach-Effers, Chemieexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Die Gefährlichkeit von Möbeln und Bodenbelägen
Verschiedene Möbelstücke wie Regale, Tische und Polstermöbel sowie Teppichböden können gefährliche Chemikalien enthalten, die nach und nach freigesetzt werden. Eine Untersuchung des Umweltinstituts München und des Referats für Gesundheit und Umwelt der Stadt München zeigte bereits 2005, dass die Innenraumluft in vielen Haushalten stärker mit Schadstoffen belastet ist als die Außenluft. Diese Tatsache gilt auch heute noch, insbesondere in Haushalten, die Möbel aus Holzspanplatten enthalten, die mit Formaldehyd belastet sein können.
Das Problem mit Formaldehyd
Formaldehyd, ein chemischer Stoff, der zur Herstellung von Spanplatten und Möbeln verwendet wird, kann in hohen Konzentrationen Augen, Haut und Atemwege reizen und gilt in den USA als krebserregend. In Deutschland hingegen wird Formaldehyd lediglich als „krebserregend“ eingestuft. Dennoch ist seine Verwendung in vielen Möbelstücken immer noch verbreitet, was durch den weit verbreiteten Einsatz von Spanplatten und Klebstoffen geschieht. Zwar haben viele Hersteller den Formaldehydanteil in ihren Produkten reduziert, jedoch können sich die Ausgasungen in einem Raum mit mehreren Möbelstücken rasch summieren und die Luftqualität weiter verschlechtern. Besonders in modernen, gut gedämmten Häusern können sich diese Schadstoffe noch schneller anreichern.
Luftaustausch und Raumklima
Studien des Umweltbundesamtes zeigen, dass in gut gedämmten Neubauten der Luftaustausch stark eingeschränkt ist und bei weniger gedämmten Gebäuden die Luft in den Räumen regelmäßig ausgetauscht wird. In einem Neubau wird die Raumluft teilweise nur halbfreqent ausgetauscht, was dazu führt, dass Schadstoffe länger in der Luft verweilen. Experten raten daher dazu, regelmäßig zu lüften, um die Belastung durch chemische Ausdünstungen zu verringern.
Selbst bei Vollholzmöbeln vorsichtig sein
Um sich vor Schadstoffen zu schützen, empfiehlt es sich, beim Möbelkauf auf Gütesiegel wie den „Blauen Engel“, „Goldenes M“ oder „ÖkoControl“ zu achten. Diese Siegel garantieren, dass die Möbelstücke bestimmte Schadstoffgrenzwerte nicht überschreiten. Dennoch gibt es keine Möbel, die vollkommen schadstofffrei sind. Selbst Möbel aus Naturholz können Terpene oder Aldehyde abgeben, die zu Atemwegsreizungen führen können. Besonders Möbel aus Kiefernholz oder Eiche sind davon betroffen, da diese naturbedingt Substanzen abgeben, die in hoher Konzentration gesundheitsschädlich wirken können.
Gütesiegel und mögliche Schutzmaßnahmen
Auch wenn Gütesiegel Schutz bieten und die Schadstoffbelastung reduzieren, können sie keine vollständige Unbedenklichkeit garantieren. Wer auf die Qualität und Sicherheit von Möbeln und Bodenbelägen achtet, sollte stets vorsichtig sein und auf Produkte achten, die den gesetzlichen Richtlinien entsprechen. Besonders bei günstigen Möbelstücken aus Osteuropa oder Asien sollte mit Skepsis agiert werden, da dortige Schadstoffbestimmungen häufig weniger streng sind als in Deutschland.