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Wissenswertes: Eisblumen am Fenster

Die Lebenskraft der Pflanzen lässt anmutige Zweige, Blätter und Blüten wachsen. Doch auch der Frost beherrscht den Zauber dieser Formenvielfalt: Er erschafft Eisblumen. Aber die kalte Pracht, die einst so häufig die Innenseite von Fenstern verzierte, ist selten geworden.

„Unsere modernen Fenster entziehen den Eisblumen häufiger die Existenzgrundlage als die Fenster früherer Zeiten“, sagt Karina Morgenstern vom Institut für Festkörperphysik der Universität Hannover. „Es fehlt meist der Frost“.

Ganz ähnlich wie ihre lebendigen Gegenstücke brauchen auch die Eisblumen bestimmte Wachstumsbedingungen und dazu gehören vor allem Temperaturen unter null Grad Celsius. „Unsere heutigen Fenster sind durch ihre Mehrfachverglasung gut wärmegedämmt“, sagt Karina Morgenstern. Dadurch erreiche die Temperatur im Vergleich zu einfach verglasten Fenstern vergangener Zeiten seltener Frost-Temperaturen auf der Innenseite. Die Folge: Der „Lebensraum“ der Eisblume schwindet.

„Die Bildung von Eisblumen ist ein faszinierendes Phänomen, das sich aus den Eigenschaften ihrer Bausteine ergibt: den Wassermolekülen“, sagt Karina Morgenstern. „Schon der winzigste Eiskristall hat eine sechseckige Grundstruktur, weil die Bindungskräfte der Wassermoleküle untereinander diese Form vorgeben.“ Dadurch entstehen von Anfang an Ecken und Kanten.

„Die Wassermoleküle in der Luft lagern sich bei Frost direkt am bestehenden Eiskristall an“, erklärt Karina Morgenstern. Da sie dies bevorzugt an den Ecken und Kanten des Kristalls tun, wächst das glitzernde Gebilde so immer weiter. Kann es sich ungehindert entfalten, bildet sich ein sechseckiger Schneestern. Auf der Glasoberfläche befinden sich aber oft winzige Kratzer, Unebenheiten und Schmutzpartikel. Sie verändern die Richtung der Kristallbildung, es entstehen Verästelungen, sogenannte Dendriten.

Diese Strukturen wachsen dann ineinander und übereinander, so dass sich schließlich die Landschaften mit ihren Bäumchen, Farnen und Blüten aus schimmerndem Eis bilden. Ganz ähnlich wie ihre lebendigen Gegenstücke brauchen auch die Eisblumen einen Keim: Kaltes Wasser gefriert nämlich nicht einfach so. Erst an einem sogenannten Kristallisationskeim bildet sich Eis, sagt Karina Morgenstern. „Das kann ein Schmutzpartikel oder ein feiner Kratzer in einer Oberfläche sein.“ Wenn warme Raumluft an einer Fensterscheibe abkühlt, sinkt mit der Temperatur gleichzeitig auch ihre Fähigkeit, Feuchtigkeit zu speichern. Sobald der Taupunkt überschritten ist, setzt sich die Luftfeuchtigkeit auf der Scheibe ab. Bei Frost gefriert sie an den Kristallisationskeimen – Eisblumen entstehen.

Oft schlägt sich Luftfeuchtigkeit auch heute noch in kleinen Tröpfchen an Fensterscheiben nieder. Gut geheizte Wohnungen und die besser isolierten Fenster verhindern aber dann meist das Gefrieren. Rückzugsgebiete, in denen man Eisblumen noch immer bewundern kann, sind beispielsweise Gewächshausverglasungen oder Autoscheiben.

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