Der Name dieses traditionellen Eintopfgerichts ist eine Art Zusammensetzung aus Ursprungsort und Zubereitungsform.
Die kulinarische Wiege des inzwischen berühmten Fleisch-Gemüse-Topfs soll auf dem Berg Bichelstein im bayerischen Sonnenwald gestanden haben. Dort ließ ein Landrichter jedes Jahr am St.-Benno-Tag Freunde, Bekannte und Honoratioren der Stadt Grafenau von einer gewissen Auguste Winkler bekochen. Im Jahr 1848 servierte die Grattersdorfer Tafernwirtin den illustren Gästen eine Neukreation, die sie in ihrer Gastwirtschaft vorbereitet und in einem großen Kessel – einem so genannten Pichel – auf dem Besitz des Richters Winkler über offenem Feuer nochmals erhitzt hatte. Schnell imitierten andere Gastwirte das ebenso einfache wie leckere Rezept, und auf diese Weise lernte auch der Sohn des Fürsten Graf Wilhelm von Bismarck das „Bichelsteiner“ bei einer Bayernreise schätzen. In seinem Reisebericht in einer Berliner Zeitung erwähnte der adelige Feinschmecker die kulinarische Entdeckung. Grund genug für seinen Vater, das Rezept nachkochen zu lassen – mit dem Effekt, dass seine Köchin es von Stund an regelmäßig zubereiten musste. Daher heißt der Pichelsteiner Eintopf auch vielerorts „Bismarck-Ragout“. In einem Kochbuch tauchte der Pichelsteiner zum ersten Mal im Jahr 1894 auf; heute steht er in jedem Grundkochbuch. Es soll zu den hundert berühmtesten Rezepten der Welt zählen und ist inzwischen auf vielen Speisekarten weltweit zu finden.
Trotz dieser Entstehungsgeschichte pochen unbeirrt auch die Einwohner der Stadt Regen auf das Urheberrecht und feiern seit100 Jahren alljährlich das „Pichelsteinerfest“. Denn sie sagen, dass die wahre Schöpferin des Eintopfs schon 1742 – mehr der Not gehorchend – das Urrezept erfunden habe. Damals nämlich soll eine Bäuerin gezwungen gewesen sein, den Panduren Trenk und seine Leute zu verpflegen. Da sie nur Kraut und Rüben und einige Reste Fleisch zur Hand hatte, gab sie einfach alles in den großen Kessel, der an einem Haken über dem Feuer hing (Pichel genannt). Richtig zubereitet, ist der Pichelsteiner ein vollwertiges, sehr leckeres Essen.
Wer es nachkochen möchte, würfelt für vier Portionen je 375 g Rind- und Schweinefleisch und brät alles in 30 g Fett rundum gut an. Zwei gewürfelte Zwiebeln mitdünsten und mit etwas heißer Brühe ablöschen.Dann 700 Gramm Kartoffeln, eine Sellerieknolle, drei Petersilienwurzeln, drei Möhren und zwei Stangen Porree putzen, waschen und würfeln oder in Scheiben schneiden. Alles zum Fleisch geben, mit Salz, Pfeffer, Paprika und Kümmel würzen. 750 Milliliter Fleischbrühe dazu gießen, aufkochen lassen, einen Deckel auflegen und bei kleiner Hitze etwa 90 Minuten garen. Mit gehackter Petersilie bestreut servieren.
Rezept: Pichelsteiner mit Fleisch
Zutaten: 500 g Kartoffeln, 500 g Karotten, 2 Stangen Lauch, 1 Zwiebel, 50 g Butterschmalz, 350 g Schweinefleisch, 350 g Rindfleisch, 500 ml Gemüsebrühe, 2 EL ÖL, Petersilie, Salz
Zubereitung: Zwiebeln schälen, klein hacken und im Öl kurz andünsten. Fleisch in Würfel schneiden, in Butterschmalz anbraten und zu den Zwiebeln hinzugeben. Kartoffeln, Karotten und Lauch klein schneiden und nacheinander beifügen. Mit Mehl bestäuben und mit Gemüsebrühe aufgießen. Das Ganze ca. 1 Stunde bei niedriger Temperatur köcheln lassen. Zum Schluss Petersilie überstreuen und mit Salz abschmecken. Zu solch einem Eintopf schmeckt am besten eine frische Scheibe Schwarzbrot.