Die 50-Prozent-Marke ist in der Unfallversicherung quasi eine magische Grenze. Vielfach muss diese erst ab 50 Prozent Invalidität zahlen.
Kein Wunder also, dass meist vor allem dann ein heftiger Streit entsteht, wenn Behinderungen nach einem Unfall knapp ober- oder unterhalb der 50-Prozent-Marke liegen. So war es auch in einem Fall, der vor dem Oberlandesgericht Karlsruhe verhandelt worden ist (AZ: 12 U 309/04). Bei einem Unfall hatte der Versicherte eine Beinverkürzung erlitten. Nach der Gliedertaxe, mit der die Höhe der Invaliditätsleistung bestimmt wird, bestand eine Invalidität von 40 Prozent. Außerdem stellten sich bald eine Verkrümmung der Wirbelsäule und ein Beckenschiefstand ein. Die Versicherung wollte diese Schäden jedoch nicht als Unfallfolge anerkennen und schob sie auf die Beinverkürzung. Damit wären die 50 Prozent nicht erreicht gewesen.
Ein Sachverständiger aber diagnostizierte, dass die Behinderungen Folgen des Unfalls waren. Der Betroffene bekam dadurch weitere zehn Prozent Invalidität zugesprochen und sicherte sich lebenslange Rente. Das Fazit: Kämpfen lohnt sich! Das Urteil zeigt, dass Versicherer gerade bei teuren Schäden alle Hebel in Bewegung setzen, um nicht zahlen zu müssen. Vor Gericht kommen sie damit jedoch in vielen Fällen nicht durch. Versicherte sollten sich bei einer Ablehnung deshalb immer von einem Anwalt über ihre rechtlichen Möglichkeiten beraten lassen. Auch wenn Versicherungen im Schadensfall ihre Zahlungen herauszögern, kann dies Folgen haben. In einem Fall, der vor dem Oberlandesgericht Naumburg (AZ: 4 U 136/03) verhandelt wurde, hatte eine Vorinstanz dem Geschädigten ein Schmerzensgeld in Höhe von 45000 Euro zugesprochen. Die Haftpflichtversicherung des Schädigers wollte die Summe nicht zahlen und legte gegen das Urteil Berufung ein. Ohne Erfolg: Die Berufungsrichter entschieden unter anderem auch deshalb auf ein hohes Schmerzensgeld, weil sie bei der Versicherung Hinhaltetaktik vermuteten und meinten, dass das Unfallopfer so zermürbt werden sollte.