Für die einen ist ein 20-teiliges Porzellanservice höchste Perfektion der Tafelkultur. Für andere hingegen würde dies lediglich bedeuten, auf all die anderen Tassen, die das Herz eines Liebhabers schneller schlagen lassen, verzichten zu müssen. Und wer das auf keinen Fall möchte, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit — auch wenn er sich dessen noch nicht einmal bewusst ist — ein Sammler.
Er hat eine bevorzugte Tasse für den Morgenkaffee, eine für die Teestunde, eine für Kaminabende. Und wenn er Besuch erwartet, kommen die dekorativen Schätze nach Farben oder Themen geordnet auf den Tisch: zum Beispiel nur weiße Gedecke in den unterschiedlichsten Formen und mit Präge- oder Reliefmustern versehen, Rosa- und Rottöne am Valentinstag oder Vogel- und Blütenmotive zum Frühlingsbrunch.
Wenn jede Tasse auf dem Tisch anders aussieht, dann passt letztendlich zusammen, was eigentlich gar nicht zusammen gehört. Und jedes Stück hat seine eigene Geschichte zu erzählen — das ist womöglich sogar das Wichtigste, denn Sammler lieben Erinnerungen: an den Nervenkitzel beim Stöbern auf Flohmärkten.
An die Freundin, die aus England ein erlesenes Porzellan-Präsent mitgebracht hat. Und schließlich gibt es vielleicht noch ein ganz besonders gehütetes Erbstück: ein Mokkatässchen etwa, das von der Großmutter nur zu hohen Anlässen aus der Vitrine geholt wurde.
Es war der Beginn der eigenen Sammlung und bleibt bis heute heilig. Auch wenn grundsätzlich gilt, die schönen Dinge bei jeder Gelegenheit auch zu benutzen und zu zeigen, statt sie in Schränke zu schließen. Nur so sind sie lebendig — und bekommen jene Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt.