Nützliche Stoffe rettet er, Schädliches beseitigen seine Helfer – keiner arbeitet so effektiv wie er. Ihm verdankt unser Körper die Energie zum Leben. Auf acht Meter beherbergt er mehr als 100 Millionen Nervenzellen, organisiert, koordiniert und kontrolliert Stoffwechselvorgänge und Abwehr. Beachtung schenken wir dem Multitalent Darm jedoch kaum.
Rund 80 Tonnen Nahrung und Flüssigkeit nehmen wir im Laufe des Lebens zu uns – und jedes Gramm davon wandert durch unseren Darm. Seine Hauptaufgabe besteht darin, die gegessenen Lebensmittel zu zerlegen und nicht Verwertbares auszuscheiden.
Dafür hat ihn Mutter Natur bestens ausgerüstet. Durch große und kleine Falten ist seine Oberfläche über 100 Quadratmeter groß, Muskeln sorgen dafür, dass der Nahrungsbrei gut durchgemischt und weitertransportiert wird. So dauert es durchschnittlich 24 Stunden, bis das, was wir über den Mund zu uns genommen haben, den Körper wieder verlässt: vier Stunden Stopp im Magen, sechs Stunden Halt in der Dünndarmpassage, sieben Stunden Transport durch den Dickdarm und sieben Stunden Station im Mastdarm.
Das „zweite Gehirn“
Für die komplexen Stoffwechselvorgänge, die der Darm zu bewältigen hat, steht ihm ein eigenes, autonomes Nervensystem zur Verfügung, das in vielerlei Hinsicht dem zentralen Nervensystem gleicht. Nicht umsonst bezeichnet man unser Verdauungsorgan als „zweites Gehirn“ oder „Bauchhirn“. Das sensible Nervennetz analysiert die Zusammensetzung der Nahrung, organisiert die Abwehr von Bakterien, kontrolliert Hormone und Sekrete und schickt Alarmsignale ans Gehirn. Haben wir viel Stress, ernähren wir uns falsch und treiben keinen Sport, kann das die Funktion des Darms stören. Bauchschmerzen und Blähungen sind erste Anzeichen. Schätzungen zufolge leidet rund ein Drittel aller Deutschen unter Magen-Darm-Problemen wie Durchfall, Reizdarm oder Verstopfung.
Unentbehrlich ist das Verdauungsorgan auch für unsere Körperabwehr. Billionen Bakterien bilden die Darmflora und verdrängen Krankheitserreger, indem sie ihnen Lebensraum und Nährstoffe streitig machen. Am größten ist die Zahl der Mikroorganismen im Dickdarm. Allerdings nicht von Geburt an. Es dauert zwei bis drei Jahre, ehe die Besiedelung des Verdauungstrakts mit den kleinen Helfern vollständig ist. Dann gilt es, sie zu hegen und pflegen. Doch das Gegenteil ist oft der Fall. Der moderne Mensch setzt den Mikroorganismen im Darm mit seiner Lebensweise arg zu. Besonders die zuckerreiche ballaststoffarme und einseitige Ernährung ist Gift für die Nützlinge.
Verstopfung vermeiden
Aber auch Stress, zu viel Alkohol und die Einnahme von Medikamenten wirken sich negativ aus. Die Folge: eine gestörte Darmflora, die das Wohlbefinden beeinträchtigt. Davor schützt eine ballaststoffreiche Ernährung. Die Faserstoffe schaffen ein günstiges Bakteriengleichgewicht, da sie den „guten“ Mikroorganismen als Nahrung dienen. Zudem quellen sie auf und erhöhen so das Stuhlvolumen. Das beschleunigt die Darmpassage und verhindert Verstopfung.
Gute Quellen sind u.a. Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte sowie Obst und Gemüse. Flohsamenschalen sind besonders wirksam und abführend. Ebenfalls positiv: Naturjoghurt, Kefir oder saure Molke, da sie viele Milchsäurebakterien enthalten. Nur wer das lange Organ richtig pflegt, bleibt auf lange Sicht fit und kann sich vor Verdauungsbeschwerden oder Darmerkrankungen schützen.