Graue Tage im Herbst – wirklich beliebt sind sie nicht. Gerne ziehen wir uns, wenn die Temperaturen fallen und die Sonne sich hinter einer dichten Wolkendecke oder Nebelschleier versteckt, ins Wohnzimmer zurück. Dort machen wir es uns eingekuschelt in eine Decke bei einer Tasse Tee gemütlich und träumen uns in den verflossenen Sommer zurück. Vor lauter Wehmut übersieht man dabei leicht, dass ein Garten auch im Spätherbst einen besonderen Zauber ausstrahlt.
Vor allem Weiß- und Gelbtöne heben sich nun von den dominierenden dunklen Erdtönen ab und schaffen stimmungsvolle Kontraste.
So schmücken sich manche Bäume und Sträucher noch mit einem leuchtenden Blätterkleid, allen voran der Ginkgo, dessen Blätter in kräftigem Goldgelb leuchten. Dort, wo die Gehölze bereits ihr Laub abgeworfen haben, treten Rinde, Beeren und verblühte Blütenstände in den Vordergrund. Besonders die weißen Stämme verschiedener Birkenarten ziehen nun die Blicke auf sich. Mit einem strahlenden Weiß trumpft die Himalaya-Birke (Betula jacquemontii) auf und wirkt wie ein lebendiger Lichtakzent im Garten.
Dekorativ und ebenso markant sind die Beeren tragenden Sträucher. Die robuste Schneebeere (Symphoricarpos) punktet mit leuchtend weißen Beeren, die auf den sonst kahlen Ästen besonders auffallen. Wenig bekannt, aber durchaus empfehlenswert ist das weißfrüchtige Christophskraut (Actaea alba). Die kleinen Beeren sitzen auf leuchtend roten Fruchtstielen, und die Staude erreicht eine Höhe von bis zu 80 Zentimetern. Sie bevorzugt halbschattige Standorte, beispielsweise am Rand von Gehölzen, wo sie in Kombination mit anderen Herbstpflanzen effektvolle Akzente setzt.
Ein weiteres Highlight des späten Gartenjahres sind Ziergräser. Besonders die verschiedenen Sorten des Chinaschilfs (Miscanthus sinensis) sorgen mit ihren silbergrauen, fedrigen Blütenrispen für Lichtblicke im ansonsten dunklen Garten. Die Halme erscheinen hellblau im Licht und bewegen sich an windigen Tagen sanft im Rhythmus des Herbstwindes, sodass ein leises Rascheln entsteht. Überzieht Raureif die Gräser, Beeren, Samenstände und verbliebenen Rosenblüten, verwandelt sich der Garten in ein regelrechtes Märchenreich. Plötzlich wirken die frostigen Kristalle wie kleine Diamanten auf den Pflanzen und spiegeln das schwache Winterlicht auf zauberhafte Weise.
Auch die Auswahl von Spätblühern kann den Garten bis in den November hinein lebendig halten. Herbstastern, Sedumarten und Spätblühende Sonnenhut-Sorten (Echinacea) setzen farbliche Akzente und ziehen Insekten an, die auch in der kühlen Jahreszeit nach Nektar suchen. Selbst in der Abenddämmerung bleiben die Strukturen der Pflanzen sichtbar und schaffen eine geheimnisvolle, beruhigende Atmosphäre. Wer dann eine Gartenlaterne oder Kerzenlichter platziert, verstärkt den Zauber noch.
Nicht zu unterschätzen ist die Wirkung von Herbstlaub und natürlichen Materialien. Laubteppiche aus Ahorn- oder Eichenblättern wirken wie ein weicher, farbiger Teppich, der Wege und Beete optisch voneinander trennt. Kiefern- oder Tannenzapfen, dekorative Zweige und trockene Gräser lassen sich zu stimmungsvollen Arrangements zusammenstellen. Selbst kahle Stauden, deren Blütenstände vom Frost überzogen sind, tragen mit ihren geometrischen Formen zur Struktur des Gartens bei.
So wird deutlich: Auch wenn die grauen Herbsttage uns oft nach drinnen ziehen, lohnt es sich, den Garten nicht aus den Augen zu verlieren. Mit der richtigen Auswahl an Gehölzen, Stauden, Ziergräsern und Beerensträuchern lässt sich selbst der späteste Herbst in ein eindrucksvolles, visuelles Erlebnis verwandeln. Plötzlich lädt der Garten wieder zum Verweilen ein, lässt uns staunen, träumen und die kühle Jahreszeit in all ihrer Schönheit genießen.