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Zeitmanagement in der Familie

Die Zeit ist ein schwer zu bändigendes Gut. Erst recht, wenn man die Termine einer ganzen Familie aufeinander abstimmen muss. Gezieltes Zeitmanagement kann helfen, den Alltag besser in den Griff zu bekommen.

Der Kleine muss heute früher in den Kindergarten und Papa zum Zahnarzt. Die Große kommt zwei Stunden früher von der Schule nach Hause. Termine bestimmen den Familientag. Und dazu kommt noch eine ordentliche Portion Unberechenbarkeit. Denn der Alltag mit Kindern ist nicht so planbar wie ein Tag im Büro – und ist dennoch verplant wie nie zuvor mit Job und Haushalt, Einkaufen und Freizeitaktivitäten.

Zeitmanagement-Strategien, wie man sie aus dem Berufsleben kennt, können Familien das Leben leichter machen, ist Cordula Nussbaum überzeugt. Die Wirtschaftsjournalistin und Buchautorin gibt Seminare zum Thema Zeitmanagement für Familien. Effizientere Arbeitsabläufe, weniger Leerlauf, mehr Zeit für die Dinge, die einem wichtig sind – „mit oft ganz kleinen Veränderungen kann man sich mehr Luft und Zufriedenheit verschaffen“, sagt sie.

Erster Schritt ist die Bestandsaufnahme. Mithilfe von Tagesplänen bringt man Struktur in die alltäglichen Arbeiten, setzt Prioritäten, kann leichter mal „Nein“ sagen. „In Stress geraten wir oft doch nur deshalb, weil wir unsere Tage viel zu voll packen“, sagt Nussbaum. Ihre Grundregel lautet deshalb: Maximal 50 Prozent des Tags dürfen verplant sein, der Rest ist Puffer für Unvorhersehbares. Den Einwurf, so viel Planung koste viel zu viel Zeit, lässt sie nicht gelten: „Mit täglich maximal zehn Minuten Planung lassen sich bis zu zwei Stunden Zeit sparen.“ Wenn es um einen bewussteren Umgang mit der Zeit geht, dann hält auch der Regensburger Familienberater Hermann Scheuerer-Englisch Zeitmanagement für Familien für sinnvoll. „Aber es darf nicht das Ziel sein, möglichst viele Termine in einem Tag unterzubringen“, betont der Leiter der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstelle der Katholischen Jugendfürsorge in Regensburg.

„Die Frage muss lauten: Wie viel Zeit brauche ich, damit ich nicht hektisch werde und für die Kinder kein Druck entsteht“, sagt der Psychologe und Familientherapeut. Wer den Dreijährigen antreibt, weil der Weg in den Kindergarten mal wieder zulange dauert, der wird alles erreichen – nur nicht, dass der Nachwuchs sich beeilt.

Auch für Cordula Nussbaum – selbst Mutter von zwei Kindern  -– macht Zeitmanagement für Familien nur Sinn, wenn es den Alltag entschlackt und nicht mit noch mehr Terminstress überzieht. Deshalb findet sie auch das Wörtchen „Nein“ bei der Tagesplanung so wichtig. Es gehe nämlich nicht darum, den Vorstellungen anderer zu entsprechen, sondern nur seinen eigenen Maßstäben. „Mein Zeitmanagement ist dann gelungen, wenn ich mit meinem Alltag zufrieden bin und das Gefühl habe, souverän über meine Zeit zu verfügen“, sagt sie. Mancher macht auch die Kinder zum Fall für den Kalender -– nach dem Motto: „Morgen zwischen 15.30 und 17 Uhr gehöre ich ganz Dir“. Familienberater Scheuerer-Englisch hält von solchen „Qualitätszeiten“ jedoch wenig. „Wenn das Kind gerade dann einfach keine Lust auf die Kuschelstunde hat, dann kann man das auch nicht einfordern.“

Zu wenig Zeit für die Kinder

Mama und Papa haben oft zu wenig Zeit für ihre Kinder. Das berichten Wissenschaftler, nachdem sie viele Eltern befragt haben. 63 Prozent der Väter und 37 Prozent der Mütter können sich aus Zeitgründen zu wenig um ihren Nachwuchs kümmern. Arbeit, kochen, putzen, waschen, einkaufen – all das verschlingt sehr viel Zeit und so bleibt für Tochter oder Sohn oft nicht genug übrig. Auch die befragten Kinder im Alter zwischen sechs und elf Jahren meinen, zwei Drittel ihrer Väter und ein Drittel der Mütter hätten zu wenig Zeit für sie. Die Wissenschaftler haben bei den Befragungen auch herausgefunden, dass Frauen den Großteil der Familien- und Erziehungsarbeit machen. Dagegen arbeiten Väter oft mehr, als ihnen lieb ist.

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