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Wie Männer ihr Privatleben retten

Die Zahlen stimmen noch nicht. Wann ist das Meeting? Moment, ich schicke nur noch schnell die Mail ab. Das Handy klingelt: „Ja, Schatz?“ – „Hm.  Weiß ich nicht. Entscheide Du. Übrigens, morgen muss ich nach Hamburg.“ Tschüss.

Profis im Job – privat eher Amateure. 90 Minuten sprechen deutsche Ehepartner im Schnitt täglich miteinander, zumeist über die Kinder und anstehende Verpflichtungen. Ratlos stehen beruflich stark eingespannte Männer vor den scheinbaren Trivialitäten des Familienlebens: sture Kinder, Kleidersorgen der Frau.

Was in der Karriere geholfen hat, ist hier fehl am Platz: Sachlichkeit, Kosten-Nutzen-Denken, Rücksichtslosigkeit. Oft denken sie: „Ich habe doch alles richtig gemacht.“ Zumindest nach dem Management-Lehrbuch. Doch das Privatleben funktioniert nach anderen Regeln. Viele Männer sind nicht bereit, diese zu akzeptieren. Sie erschließen sich die Welt nach Zahlen, Daten, Fakten und Analyse-Ketten. Damit scheitern sie zwar am Ende – doch sie finden kurz vorher eine Ausgangstür: Ich muss ins Büro, ein wichtiges Projekt, ein wichtiger Auftrag. Heutzutage ist das ein Killerargument: Weiß doch jeder, dass man jederzeit verfügbar sein muss, um den Anschluss nicht zu verlieren. Damit ist der Kopf wieder auf gewohntem Terrain. Gelöst sind private Probleme aber nicht. Um sich zu beruhigen, greifen die Leistungsträger gerne auf eine andere Management-Weisheit zurück: Konzentriere Dich auf das, was Du gut kannst. Stimmt. Gleichzeitig müssten sie aus dem Berufsleben aber auch gelernt haben: Wer seine Bindungen nicht pflegt, verliert sie irgendwann. Und philosophisch erweitert: Wer seine Wurzeln verliert, verliert seinen Halt.

Erfolgreich gescheitert

Erfolg ist alles? Nun dann. Hoffentlich lernen sie Zuhause nicht, wie man erfolgreich scheitert. Denn im privaten Heim zählen völlig andere Werte wie Nähe, Verständnis, Kompromissfähigkeit. Auch mal nichts sagen, nicht sofort entscheiden. Die Ehefrau liefert keine Entscheidungsvorlagen. Wer nicht an sich arbeitet, dem fehlt irgendwann das Fundament für seine Karriere. Frustrierte Partner, ständige Streitereien zerren an den Nerven und bringen das psychische Gleichgewicht ins Wanken. Im Job läuft alles noch auf Hochtouren, privat geht gar nichts mehr.

Gefährdet ist, wer den Beruf zum Lebensmittelpunkt macht, an dem sich alles auszurichten hat. Für Einige ist die Familie nur so eine Art Seitenaufprallschutz, Andere konzentrieren sich in ihrer knappen Freizeit auf Sport, um fit zu sein für die nächsten beruflichen Höhenflüge.

Die Wirtschaftswoche schrieb einmal über solche Ehen: „Aus der einstigen Partnerschaft ist eine Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung des sozialen Status geworden.“ Der Ausweg: Coaching. Bundesweit unterstützen Experten dabei, andere Seiten von sich zu erkennen und seinen Werte-Kompass wieder zu finden.

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