Schlagen Stress, Probleme oder das Wetter aufs Gemüt, greifen viele Menschen zu Johanniskraut.
Der Wirkstoff ist in Apotheken und Supermärkten in Form von Tabletten oder Tees rezeptfrei erhältlich. „Eine Wirkung ist bei leichten oder mittelgradigen Depressionen nachgewiesen. Allerdings müssen die Patienten unbedingt auf die Dosierung achten“, sagt Professor Peter Falkai, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Göttingen.
Über 30 wissenschaftliche Studien bestätigen, dass Johanniskrautextrakt ein Zaubermittel gegen Stimmungstief ist. Der Wirkstoff Hypericin hält die Happy-Hormone Serotonin und Noradrenalin länger im Gehirn fest.
Professor Falkai empfiehlt bei depressiven Symptomen, frei verkäufliches Johanniskraut immer in der im Beipackzettel angegebenen Höchstdosis zu nehmen. „Das entspricht meist 700 bis 900 Milligramm Johanniskraut pro Tag. Diese Menge sollte nach den angegebenen Vorschriften über vier Wochen eingenommen werden“, betont Falkai. Präparate aus dem Supermarkt seien häufig sehr niedrig dosiert. Obwohl Johanniskraut pflanzlich ist, dürfte man nicht vergessen, dass es vergleichbar mit einem Psychopharmakon ist. „Entsprechend sind auch Nebenwirkungen wie eine leichte Benommenheit oder eine größere Empfindlichkeit der Haut in der Sonne möglich“, sagt der Psychiater.
Auch wenn Johanniskraut korrekt angewendet bei vielen Menschen eine stimmungsaufhellende Wirkung zeigt, empfiehlt Falkai bei ernsten Anzeichen für eine Depression einen Psychiater aufzusuchen – dies würden viele unnötig hinauszögern. „Eine verschleppte Depression ist Stress für Seele und Körper und kann schwere gesundheitliche Folgen haben“, betont Falkai. Zudem steigt die Selbstmordgefahr. „Gerade bei ausgeprägteren Depressionen ist es eine Illusion, dass man sie mit Johanniskraut einfach lösen kann“, betont der Arzt.