Skip to content

Was ist ein Bestattungswald?

Die Urne ist biologisch abbaubar, die letzte Ruhestätte des Verstorbenen der über 160 Jahre alte Stadtwald von Nauen. 

Auch die Trauerfeier findet im Freien statt. Seit einigen Tagen bietet die Kommune im Landkreis Havelland ein für das Land Brandenburg noch ungewöhnliches Bestattungskonzept an: In einem 3,5 Hektar großen Laub-Mischwald kann man sich unter Eichen, Buchen und Birken beerdigen lassen.

Unter dem Motto „Unter allen Wipfeln ist Ruh“ betreiben die beiden Förster Tino Flindt und Frank Kaeding im Auftrag der Stadt dort einen Ruheforst für Waldbestattungen in Brandenburg und bieten damit nach der Stadt Fürstenwalde eine weitere Alternative zum städtischen Friedhof. Für 460 bis 860 Euro können dort an 180 ausgewählten Bäumen Urnengräber für eine Laufzeit von 99 Jahren erworben werden. „Bis zu zwölf Personen können in einem Umkreis von etwa drei Metern an einem Baum bestattet werden“, erklärt Tino Flindt.

Einzelpersonen, Familien oder Vereine können sich jedoch auch einen ganzen Baum kaufen, der zwischen 2500 und 4500 Euro kostet. Es gibt die Möglichkeit, den Baum selbst zu pflanzen. „Diese Variante ist zum Beispiel für Eltern gedacht, die ihre Kinder verloren haben und stattdessen den Baum heranwachsen sehen können“, schildert Frank Kaeding. Die Hinterbliebenen bekommen eine Karte, auf der der jeweilige Baum mit GPS-Daten verzeichnet ist. Als Grabschmuck ist lediglich eine scheckkartengroße Namensplakette zulässig.

Während Kommunen in der Regel Bedenken hätten, sich mit einem Ruheforst Konkurrenz zum eigenen Friedhof zu schaffen, habe die Stadt Nauen das Potenzial des natürlichen Bestattungskonzeptes erkannt, sagt Flindt. Die Stadt erhalte damit eine alternative Einnahmequelle und könne somit auch die ständig steigenden Kosten für den städtischen Friedhof abfedern. Außerdem ziehe der Ruheforst durch seine Exklusivität auch Interessierte von außerhalb der Region an. „Nur etwa zehn Prozent der Verstorbenen kommen aus der Region“, zitiert Flindt Statistiken bereits bestehender Bestattungswälder in anderen Ländern. Bei Fürstenwalde wurde bereits 2006 eine Ruhestätte im Wald eröffnet. Weitere Begräbnisstätten in der Natur sind dann erst wieder bei Hannover oder in Mecklenburg-Vorpommern zu finden. Doch bereits im Sommer wollen die beiden Betreiber des Nauener Ruheforstes ein weiteres Areal in Eberswalde eröffnen.

Die Idee der Waldbestattung gibt es schon seit über zehn Jahren. Ursprünglich von einem Schweizer Bankier erfunden, gebe es in Deutschland seit mehreren Jahren zwei Firmen auf diesem Gebiet, sagt Kaeding. Beide Firmen betreiben unter den Namen Friedwald und Ruheforst insgesamt über 40 naturnahe Bestattungsflächen in Deutschland, sechs davon in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. In diesem Jahr will allein die Firma Ruheforst sechs neue Standorte eröffnen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.