Eisbader ernten bei ihrem Sprung ins kalte Wasser Reaktionen zwischen Bewunderung und Kopfschütteln. Doch ganz so verrückt, wie es manchen erscheinen mag, ist das kühle Erlebnis nicht.
Zumindest das Immunsystem werde mächtig auf Trab gebracht, sagt Mediziner Rainer Brenke von der Hufelandklinik Bad Ems. Einzige Einschränkung: Nur gesunde Menschen sollten am Eisbad teilnehmen. Vom Arbeiter bis zum Akademiker machen beim Winterbaden eigentlich alle mit, hat Brenke festgestellt. Zwölf Jahre lang hat er die Bader wissenschaftlich begleitet und seine Ergebnisse in Das Buch vom Winterschwimmer. Gesund und fit durch Abhärtung festgehalten. Nachweisen lässt sich demnach, dass beim regelmäßigen Eisschwimmen die Infektanfälligkeit um die Hälfte sinkt. Auch Menschen, die an Asthma oder rheumatischen Beschwerden leiden, geht es dem Experten zufolge oft besser. Leute, die unter Durchblutungsstörungen oder Bluthochdruck leiden, sollten lieber nicht in die eisigen Fluten steigen. Wer unsicher ist, ob er zur Risikogruppe gehört, fragt am besten vorher einen Arzt.
Im Vorfeld des eisigen Vergnügens gibt es einiges zu beachten. Wem die Premiere noch bevorsteht, kann sich mit täglichen Wechselduschen auf den Ernstfall vorbereiten. So seien Haut und Körper auf wechselnde Temperaturen eingestellt, sagt Brenke. Generell sei es empfehlenswert, nicht alleine, sondern immer in der Gruppe im eiskalten Wasser zu baden. Im Falle von Kreislaufproblemen oder allgemeinem Unwohlsein, sei so schnell Hilfe zur Stelle. Sinnvoll ist es zudem, sich vor dem ersten Wasserkontakt aufzuwärmen. Sei es durch einen kurzen Dauerlauf oder durch ein schnelles Ballspiel am Ufer. Wie lange man sich im kalten Wasser aufhalten kann, bestimmt meist das eigene Empfinden. Einigen reicht schon eine einminütige Abkühlung, andere halten drei Minuten durch. Sehr viel länger sollte das Baden jedoch nicht dauern, sonst kühlt man zu stark aus, wie Brenke betont. Wer befürchtet, sich bei dem Abenteuer eine Erkältung zu holen, werde schnell eines besseren belehrt. Es ist eine rein mentale Sache. Die Menschen gehen davon aus, sich etwas Gutes zu tun. Die wenigsten erkälten sich deshalb, erklärt der Mediziner. Übrigens: Für Warmduscher gibt es fast keine Ausreden. Rainer Brenke hat im Rahmen seiner Untersuchungen einen Mann kennen gelernt, der seinen 90. Geburtstag in einem Eisloch feierte. Und der war kerngesund.