Das Gehirn wird tagtäglich mit Reizen geradezu überschüttet. Da ist der Stress im Job, den man vielleicht sogar noch mit nach Hause nimmt, wo aber schon die Familie wartet und ebenfalls ihre Rechte einfordert. Viele Menschen sind deshalb am Ende eines Tages gestresst und abgespannt. Da dieses Phänomen eher zu- als abnimmt, beschäftigen sich Fachleute mit ständig neuen Methoden zum Stressabbau. Eine davon ist das Floating – das schwerelose Treiben in warmem Solewasser.
In vielen Städten gibt es Float-Center, die ihren gestressten Kunden ein paar entspannende Momente bieten. Das englische Wort float bedeutet treiben, schweben. In völliger Stille oder bei leiser Musik träumt man irgendwo an der Grenze zwischen Schlaf und Wachzustand bei gedämpftem Licht oder noch besser in absoluter Dunkelheit. Die Reize auf das Gehirn werden reduziert, das Gefühl für Zeit und Raum vergeht. Die Wärme hilft dem Körper, sich zu entspannen. Innere Ruhe stellt sich ein.
Diese Methode der seelischen und körperlichen Entspannung geht auf den US-Gehirnforschers John C. Lilly (1915 bis 2001) zurück. Mitte der fünfziger Jahre entwickelte er den Floatingtank, eine Art übergroße Badewanne mit einer Kuppel. Damit wollte er beweisen, dass die Gehirnzellen durch Reizentzug zu mehr Kreativität angeregt werden. In vielen verschiedenen Experimenten wies er nach, dass sich bei längerem Aufenthalt im Tank sogar vielfach Momente gesteigerter Kreativität einstellen. Lilly erforschte die Wirkungsweise des Tanks über mehrere Jahrzehnte. Er machte den Tank und seine wohltuende Wirkung in aller Welt bekannt. Lillys erste Tests im Isolationstank waren umständlich: Wer im körperwarmen Wasser abschalten wollte, brauchte eine Atemmaske und eine Vorrichtung gegen das Absinken. Später tauschte er das Wasser im Tank gegen eine Sole aus Salz und Magnesium aus. Der Effekt war derselbe wie beim Baden im Toten Meer: Ein Untergehen war durch die Salzlösung unmöglich. Das Ausschalten der Schwerkraft verhalf dem Forscher zu einer ihm bisher unbekannten Tiefe der Entspannung. Diese Eigenschaft wird noch heute in den Float-Centern genutzt.
Beim Floaten ist das Bewusstsein von allen Sinneswahrnehmungen entlastet keine Schwerkraft, keine Geräusche, keine visuellen Einflüsse, keine Temperaturschwankungen. Dadurch entspannt sich der Körper vollkommen. Im Münchner Center für Schwerelosigkeit Float ist man davon überzeugt, dass eine solche tiefe Entspannung für alle Muskelgruppen des Körpers mit keiner anderen Methode zu erreichen ist. Entspannt wird je nach Geschmack entweder in einem Floating-Room mit einem großen Becken von etwa fünf Quadratmetern oder in einem Floating-Tank. Dieser ist ebenso wie das Becken gefüllt mit Salz, das in Wasser gelöst wurde. Die nur etwa 25 Zentimeter tiefe Salzsole ermöglicht ein schwereloses Treiben auf der Wasseroberfläche, die ein Untergehen unmöglich macht. Innerhalb des Tanks ist es dunkel und still. Dies ist nach Einschätzung von Experten die effektivste Art der Entspannung. Man kann jedoch auch eine gedämpfte Beleuchtung wählen und Entspannungsmusik hören. Da der Einstieg in den rundum geschlossenen Tank bei einigen Menschen Platzangst hervorruft, bevorzugen diese den Floating-Raum mit dem offenen Becken. Allerdings nimmt man durch den Schwebezustand im Tank keine Enge wahr, sagen Experten.
Halten sich Menschen mit Platzangst im Tank auf, verschwindet meist die Beklemmung, da sich der Körper entspannen kann. Die konstante Wassertemperatur in Becken und Tank entspricht der Außenhauttemperatur des Entspannung suchenden Menschen, der sich dadurch stets warm und geborgen fühlt. Sein Körper verwendet keine Energie für den Ausgleich von Temperaturschwankungen. Angenehmer Nebeneffekt: Das Salz hält die Haut weich und geschmeidig und wirkt sich positiv auf die verschiedensten Hautleiden aus. Floaten sollte niemand, der unter der Einwirkung von Koffein, Alkohol oder anderen Substanzen steht, die das Bewusstsein beeinflussen. Ebenso abzuraten ist das Floaten kurz nach dem Essen. Dies gilt insbesondere für stark fetthaltige Nahrung. Auch Menschen, die an Epilepsie leiden und nicht unter medizinischer Aufsicht stehen, schwer depressive Menschen sowie Patienten mit offenen Wunden, Inkontinenz und Brechreiz sollten nicht in den Tank steigen. Selbst Schwangere können in den Floating-Tank steigen, sollten aber vorher mit ihrem Arzt Rücksprache halten. Meist haben sie jedoch positive Erfahrungen gesammelt. Die Schwerelosigkeit entlastet die Wirbelsäule, die durch die Schwangerschaft stark in Mitleidenschaft gezogen wird. Gefloatet wird übrigens nackt und ohne Bademütze. Das Salz tut auch dem Haar gut, stärkt es und führt ihm wichtige Spurenelemente zu.
Im Wasser sollte man tief in den Bauch atmen. An Luft mangelt es im Tank, wo ständig frische Luft zirkuliert, nicht. Nach dem Floaten ist viel Trinken angesagt, da das Salzwasser dem Körper Flüssigkeit entzieht.