
Elektrotherapie wird sowohl im Bein — als auch an anderen Körperstellen – als wohltuend empfunden
(Foto: happyfeet34/flickr)
Elektrische Impulse helfen sanft und intensiv – vor allem bei chronischen Schmerzen und Durchblutungsstörungen.
Ohne elektrische Spannung funktioniert im Körper nichts. Immer fließt ein schwacher Strom durch die Nervenzellen. Wenn aber das menschliche Stromnetz gestört ist, können Ärzte oder Physiotherapeuten die erkrankte Körperpartie gezielt mit Elektrizität durchfluten. Strom unterdrückt die Schmerzleitung von Nervenbahnen, fördert die Durchblutung des Gewebes und regt die Muskelaktivität an – alles ohne Nebenwirkungen. Richtig angewandt, helfen die sanften Ströme bei Schmerzen durch Bandscheibenvorfall, Ischias, Arthrose, Rheuma sowie bei Verspannungen der Muskulatur. Ebenso bei Muskelschwäche und Lähmungen z.B. nach Operation oder langer Bettlägerigkeit.
Sanftes Kribbeln
Egal welche Methode eingesetzt wird: In jedem Fall spürt der Patient vom heilsamen elektrischen Fließen durch seinen Körper nur ein angenehmes Kribbeln oder Vibrieren auf der Haut.
Kosten
Die Krankenkassen übernehmen die Kosten bei allen genannten Formen der Elektrotherapie. Wer sich ohne Rezept behandeln lässt, muss mit fünf bis zehn Euro pro Termin rechnen.
TENS und PENS
Die „Transkutane Elektrische Nerven-Stimulation“ (TENS) lindert akute und chronische Schmerzzustände. Denn die Nerven, die das Schmerzgefühl vermitteln, reagieren nach der Behandlung weniger empfindlich. Zudem kommt es im Rückenmark zu einer Hemmung der Schmerzfortleitung zum Gehirn. Dabei wird Strom mit niedrigen Schwingungszahlen benutzt (Frequenz 10 bis 100 Hz). Patienten mit Dauerbeschwerden können kleine TENS-Geräte für die Heimbehandlung kaufen oder mieten. Sie sind kaum größer als eine Zigarettenschachtel. Bei Bedarf werden zwei Elektroden einfach auf die schmerzenden Stellen geklebt. Manche Krankenkassen tragen die Mietkosten für mehrere Monate. TENS zählt zu den am besten untersuchten Elektrotherapien und wird in vielen Schmerz-Kliniken eingesetzt.
Die PENS-Methode („Perkutane Elektrische Nerven-Stimulation“) kombiniert chinesische Akupunktur mit TENS. Während bei TENS die Nerven mit Elektroden stimuliert werden, geschieht dies bei PENS durch Elektro-Akupunktur. Studien belegen, dass von dieser Methode besonders ältere Menschen mit chronischen Rückenschmerzen profitieren.
Gleichstrom
Gleichstrom erhöht die Durchblutung des Gewebes und lindert so Schmerzen, insbesondere bei Neuralgien. Hilfreich ist er auch bei Weichteilerkrankungen, Schmerzzuständen an Gelenken und Muskeln, Durchblutungsstörungen, schlecht heilende Wunden und Hautgeschwüren. Der Strom erreicht den Körper entweder über Elektroden, die auf die Haut geklebt werden, oder durch das Wasser in einem Vollbad – hier liegen die Elektroden im Wasser. Behandlungsdauer 10 bis 15 Minuten. Der Arzt verordnet 5 bis 10 Anwendungen.
Iontophorese
Eine besonders raffinierte Art der Gleichstrom-Therapie ist die Iontophorese. Dabei arbeitet der Strom als Lieferant: Er schleust Medikamente in den Körper, z.B. spezielle Arzneimittel gegen Gelenkschmerzen. Vorteil: Die Medizin muss nicht als Tablette geschluckt werden., sondern wirkt gleich am „Tatort“. Iontophorese beschleunigt die Heilung und schont den Verdauungstrakt. Das Mittel wird als Lösung oder Gel unter einer Elektrode auf die Haut aufgetragen. Der Strom leitet es weiter. Weil ein Medikament gegeben wird, dürfen nur Ärzte diese Therapie anbieten. Auch hier sind 5 bis 10 Anwendungen von je 10 bis 15 Minuten Dauer üblich.
Elektro-Gymnastik
Sie dient der Behandlung einzelner geschwächter oder gelähmter Muskeln. Das An- und Abschwellen der Stromspannung bringt den Muskel dazu, sich in Intervallen zusammenzuziehen. Das kräftigt ihn. Bei der Elektromechano-Gymnastik kommen zusätzlich Gewichte zum Einsatz. In jedem Fall muss der Patient während der Strombehandlung gymnastische Übungen machen. Oft verschreibt der Arzt ein Gerät für Zuhause.
Ultrareizstrom
Starke Impulsivströme lindern besonders intensiv Schmerzen, zumindest für einige Stunden. Ultrareizstrom erregt auch schmerzhaft verspannte Muskulatur. Nach der Reizung entspannt sie sich. Das nimmt den Schmerz.
Interferenzstrom
Interferenzstrom drängt z.B. Schuppenflechte zurück. Denn die Mischung aus zwei Wechselströmen mit unterschiedlich hoher Schwingungszahl normalisiert die Geschwindigkeit der Zellteilung der Haut. Sie kann abheilen. Die Uniklinik Mannheim berichtet von guten Erfolgsquoten.