Immer mehr Menschen schreiben für sich und andere Kurzgedichte im Stil der Japaner. Es macht Spaß, weil es die Kreativität trainiert und man dabei für kurze Zeit auf andere Gedanken kommt.
Wer es selbst ausprobiert, hat das Dichten schnell raus, denn die traditionelle Lyrikform hat einen dem Zen verwandten Grundgedanken – die Beschränkung. Haikus haben nur drei Zeilen und ein Thema: schlicht, aber ergreifend die Natur. So wie Sie sie gerade sehen und erleben. Ebenso simpel ist die Bauform der Kurzen. Fest steht nur die Silbenzahl, nach dem Schema 5-7-5 auf drei Zeilen verteilt. Und keine Sorge, komplizierte Wortspiele und Reime sind nicht gefragt. Ich-Sätze und Wertungen auch nicht.
Zusammengefasst: Ein Haiku beschreibt die Natur so, dass der Leser ihr Bild in sich entstehen sieht. Das wirkt poetisch, so wie die Gedichte von Meister Ryôta (1718-87) aus dem Band „Haiku“.
„Am kahlen Baume
Fand sich des Nachts ganz heimlich
Der Schnee zur Kiefer.“
„In Einsamkeit, sieh,
Sind Blüten aufgegangen
Am wilden Kirschbaum.“