Das Kind quengelt. Die neuen Schuhe wollen einfach nicht passen. Mama und Papa sind gestresst. Wer im Laden nach Schuhwerk für den Nachwuchs sucht, braucht oft starke Nerven und Geduld denn die passende Mode und Größe für Kinderfüße ist nicht immer einfach zu finden.
Experten empfehlen deshalb, sich für die Shoppingtour mit den Kleinen viel Zeit zu nehmen denn der schnelle Griff ins Regal könnte mitunter lebenslange Folgen haben. Drückt ein Kinderschuh am Spann oder großen Zeh, können Fuß und Muskulatur auf Dauer deformiert werden. Passende Schuhe unterstützen Kinder beim Wachstum. Ist diese Voraussetzung nicht erfüllt, können die Füße im Extremfall ein Leben lang verkrüppelt sein, sagt Professor Heinz Gierse aus Köln. Die Tübinger Sportwissenschaftlerin Marlene Mauch betont, dass die richtige Größe der Kinderfüße gar nicht so leicht zu ermitteln ist. Die in Schuhgeschäften verwendeten Anpassungs-Richtlinien stammen noch aus den 60er-Jahren, sagt die Expertin. Das Problematische dabei ist, dass selbst wenn die Füße nach dem oft als absolut dargestellten so genannten WMS-System richtig vermessen werden, nur die Länge und Breite betrachtet wird.
Um die ideale Passform zu finden, sollten aber auch weitere Fußmaße wie zum Beispiel Spann und Ferse betrachtet werden. Und selbst perfekt vermessene Füße seien kein Garant für ein schnelles Erfolgserlebnis am Schuhregal. Größe 26 ist nicht gleich 26. Es gibt keine Norm. Und Kinder sind leider nicht in der Lage, selbst zu beurteilen, ob der Schuh passt oder nicht, erzählt Mauch.Wer im Schuhgeschäft das passende Paar für den Nachwuchs finden will, sollte schon vor dem Einkaufsbummel ein Pappmodell des Fußes basteln, empfiehlt Mauch. Dazu muss sich das Kind mit dem nackten Fuß auf eine Pappe stellen. Mit einem Stift wird die genaue Form aufgezeichnet. Bevor die Einkaufshilfe dann ausgeschnitten wird, sollte an der Spitze noch der Spielraum von zwölf bis 15 Millimetern dazugerechnet werden. Denn generell gilt, dass Schuhe immer einen Tick größer gekauft werden sollten. Der Fuß rollt ab und braucht Platz, sagt die Wissenschaftlerin.Mit diesem Pappfuß kann beim Schuhkauf die genaue Passform überprüft werden. Entweder versucht man, ob das Modell im Schuh genügend Platz hat oder vergleicht es mit der Einlegesohle. Trotz Pappfuß sollten die Kinder aber immer zum Schuhkauf mitgenommen werden, sagt Mauch. Außerdem muss die Größe vor jedem Einkauf neu gemessen werden, weil Kinderfüße schnell wachsen.
Die Eltern sollten zudem immer darauf achten, ob ältere Schuhe auch wirklich noch passen. Das gilt auch für die Hausschuhe im Kindergarten.Ideal für die Entwicklung der Füße wäre es laut der Expertin, ganz auf Schuhe zu verzichten und häufig barfuß zu laufen. Da dies im Alltag aber nahezu unmöglich ist, sollten die Schuhe barfuß-ähnlich sein und dem Fuß möglichst viel Freiheit lassen. Passend zur Saison empfiehlt die Wissenschaftlerin deshalb Sandalen als ideale Schuhform für Kinder. Man sieht sofort ob sie passen, und die Zehen haben die nötige Freiheit. Wichtig ist für alle Schuhe aber auch eine flexible Sohle. Sie muss beim Durchbiegen weich sein, erzählt Mauch. Sie rät hingegen dringend von Schuhen mit verkürzter Abknickzone an der Spitze ab. Die sehen zwar niedlicher aus, aber Kinder können nicht abrollen.Damit der Weg zum passenden Schuh in Zukunft einfacher wird, entwickelt ein Tübinger Forscherteam derzeit ein neues Verfahren mit dem die Passform von Kinderschuhen und die Anpassung im Laden optimiert werden sollen. Mit einem 3-D-Scanner werden dazu nicht nur Länge und Breite, sondern auch Höhe und die genaue Form des Fußes erfasst.