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Glück suchen – Glück finden

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Wir leben in einem wohlhabenden Land. Viele Menschen haben genug zum Leben. Aber zu einem glücklichen Leben reicht es oft nicht. Was fehlt? Und wie findet man es?

Viele Jahrzehnte drückten sich Glück und Zufriedenheit einer Nation in der Maßeinheit Bruttoinlandsprodukt (BIP) aus. Ein Indikator, der alles zählt, was in einem Land pro Jahr erwirtschaftet wird. Diese rein materielle Betrachtung wird jetzt weltweit diskutiert: Genügt es, nur das Materielle aufzuführen? Manche wollen den Zustand der Umwelt und die Qualität des Bildungssystems hinzufügen. Aber ist das hoch genug gesprungen?

Unzufriedene Deutsche

Was ist mit dem subjektiven Glücksempfinden des einzelnen Menschen? Wenn man über Lebensqualität spricht, ist das vielleicht überhaupt erst der Anfangspunkt. Glückliche Menschen leben länger und werden seltener krank. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) lässt nun die Menschen selbst im Internet angeben, was für sie Lebenszufriedenheit ausmacht. Eine Erkenntnis daraus ist laut OECD-Statistiker Paul Schreyer: „In Deutschland fällt auf, dass die materielle Situation überdurchschnittlich ist, die subjektive Lebenszufriedenheit aber unter dem Schnitt liegt.“ Machen ein Haus mit Garten, ein bis zwei Autos und zwei Urlaubsreisen im Jahr also nicht wirklich glücklich?

Feste Partnerschaft, Kinder, Haus

Glück ist für viele zunächst einmal ein sicheres Leben, das auf Familiengründung und Vermögensbildung abzielt. Das ist vielen schon in sehr jungen Jahren klar, stellen Jugendforscher fest. Eine feste Partnerschaft, die Geburt des ersten Kindes, ein eigenes Haus – das alles lässt den Menschen tatsächlich Glücksmomente empfinden, die so intensiv sind, dass er sie vielleicht nie wieder vergisst.

Doch das Leben schreitet voran, und wer ein Haus abzahlt, der lebt 20, 30 Jahre lang ein normiertes Leben, um wirtschaftlich alle Anforderungen zu erfüllen. Die meiste Lebenszeit wird dazu verbraucht, Geld zu verdienen. Die übrige Zeit bleibt für Familie und Haushalt. „Mehr Zeit für mich“ ist deshalb eines der häufigsten Themen in Ratgeber-Zeitschriften.

Suche nach Wohlfühl-Zonen

Viele Befragten in Glücksstudien geben neben Partnerschaft und Familie an, dass ihnen Freunde wichtig sind, Menschen, die ihnen wohlgesonnen sind; also oft das Gegenteil der alltäglichen Erfahrungen von Druck, Machtspielen, Intrigen.

All diese sozialen Systeme – Familie, Freunde, Kollegen, Nachbarschaft, Vereine – sind wichtig für die Frage, ob der Einzelne glücklich ist. Serotonine, Oxytocine, Dopamine, Endorphine erzeugen Glücksgefühle. Andauernde Belastungen blockieren diese Glücksbotenstoffe. Wer es nicht schafft, Wohlfühl-Zonen zu errichten, wird niemals glücklich – egal, in welchem Lebensalter.

Die Definition von Glück

Für den Göttinger Hirnforscher Prof. Gerald Hüther lautet die Definition von Glück so: „Biologisch ist Glück ein Zustand, in dem die neuronalen Netze im Gehirn so arbeiten, dass alles zusammen passt. Das was im Körper und außerhalb des Körpers passiert, harmoniert sehr gut im Hirn.“ Das Leben muss also in einem guten Fluss sein.

Mal nach links und rechts schauen im täglichen Tunnel-Lauf. Die kleinen Glücksmomente am Tag bewusst wahrnehmen. Vielleicht ist es eine Musik oder eine Blumenblüte. Sehen, was da ist, nicht das, was fehlt. Der Glückliche hat einen Mechanismus entwickelt, Negatives ausblenden zu können.

Ist Glück trainierbar?

Zwar liegt es zu 50 Prozent an den Erbanlagen, wie fit man darin ist, Glücksbotenstoffe zu bilden bzw. zu empfangen. Doch die andere Hälfte ist trainierbar, weiß der Neurowissenschaftler Prof. Tobias Esch. Er unterrichtet an der Hochschule Coburg das Fach „Glück“: „Menschen kommen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zur Welt. Aber die moderne Wissenschaft der Epigenetik besagt, dass Gene nicht gleich aktiv sein müssen.“

Glück ist also nicht nur ein kleiner Moment, der irgendwann zufällig auftritt, wenn alles in Ordnung ist, sondern eine Lebensart, für die man sich nur aktiv entscheiden muss? Esch: „Es ist möglich, unabhängig von dem, was mir gerade erfährt, glücklich zu sein.“ Jeder trägt die Quelle des Glücks in sich.

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